Getreu dem Titel ihres 15. Programms "Mut" reichte die Bandbreite der Themen von Demut bis Hochmut, von anmutig bis übermütig. Ja, sogar Wermut tischte sie auf, pardon: spritzte sie dem Publikum entgegen. Vielen Menschen fehle heutzutage der Mut, so die Kabarettistin, Schauspielerin und Komödiantin, die seit drei Jahrzehnten mit Herzblut auf der Bühne steht. "Die Fitz" selbst strotzt vor Mut, wenn sie mit spitzer Zunge und deftigem bayerischen Dialekt die gesellschaftlichen Ungleichheiten aufdeckt und die Massenresignation aufrüttelt. Einschichtig aufgewachsen, zumindest von der Parteienvielfalt her, wie sie eingangs erzählte, präsentierte sich 63-Jährige auf der Bühne äußerst vielseitig talentiert. Sie teilte politische Schelte aus, intonierte ihren 1972er-Hit "I bin bled" und animierte die Lauenauer zum Mitsingen, begleitete sich selbst auf der Akustik-Gitarre und tanzte die schizophrene Spaltung der Seele der Bayern vor. Als bekennendes Landei gab sie sogar jauchzend ihre Jodelkünste zum Besten. Aber nicht nur körperlich, sondern vor allem auch verbal fegte die junggebliebene Vollblutkabarettistin über die Bühne. Schon in den ersten Minuten grölten die Besucher, als Fitz verschiedene Phobien aufzählte, von der Angst wütend zu werden bis zur Angst vor Gedanken. Die bekomme man, wenn man zu viel "Bauer sucht Frau" oder "Germany’s next Top-Trottel" gucke. Dass Fitz zügig ihren schwarzen Mantel fallen ließ und auf einmal im rosa Dirndl da stand, hatte einen Grund: "Im Dirndl kann man sagen, was man will", klimperte die Blondine. Alles klinge harmlos und treuherzig. Der Schein trügt. Sie wetterte gegen die digitalisierte Welt, in der das Fernsehen das Lagerfeuer ersetze, das Display das Du und das Killerspiel die Märchentante. Philosophierte über die drei "Ks" Kinder, Küche, Kirche, die mittlerweile zu den vier "Fs" wurden – Find him, follow him, fuck him, forget him. Und zeigte mit einem Mut-Schlachtruf, der in einem "Urschrei" endete, wie man sich selbst motivieren kann, um etwa den eigenen Morgengrauen aus dem Spiegel zu vertreiben. Zwischendurch wechselte sie nochmal ins "kleine Schwarze" und in mörderische High Heels, die "Manipulation, gegen die sich ein Mann genetisch nicht wehren kann". Der Wirbelwind mit der Reibeisenstimme schlug auch ernste Töne an, die zwar immer noch die Lachmuskeln attackierten, die Besucher aber ebenso nachdenklich zurückließen – eine schmale Gratwanderung, die sicherlich nicht vielen gelingt.
Fitz, mittlerweile in rockiger Lederhose und Blazer, schimpfte auf die "Bundespanzlerin", die für Milliarden Euro Leos nach Saudi-Arabien verhökert, wo Frauen geprügelt werden, sobald sie Auto fahren. Zum Schluss erzählte sie noch die ermutigende Geschichte der Afroamerikanerin Rosa Parks, die sich 1955 in den amerikanischen Südstaaten weigerte, für einen weißen Fahrgast im Bus Platz zu machen und so zur Mutter der Bürgerrechtsbewegung wurde. "Lasst uns die Riesen unserer Träume sein und uns in den Sattel schwingen", rief die Grand Dame des Kabaretts in die Menge, schwang ihren Blazer über dem Kopf und machte Anleihen bei der Rock-Röhre Tina Turner. Das Publikum sprang klatschend auf. Protest hält eben jung – Lisa Fitz zeigt wie. Foto: jl