LANDKREIS (wa). Als Henning Dormann vorne am Pult steht und passend zu den Bildern auf der Leinwand aus dem Buch vorliest, spricht Autor Karl Damke lautlos jedes Wort mit. Plattdeutsch ist seine Muttersprache bekennt er wenig später im Interview mit Sigmund Graf Adelmann von der Schaumburger Landschaft. Trotz seiner Erblindung signiert der Journalist und Autor nach der Lesung jedes einzelne verkaufte Buch. "Max un Moritz - En Bengelsjeschichte in siewen Kniepen" hat der Stadthäger frei nach Wilhelm Busch in Schaumburger Mundart übersetzt.
Im Jahr 1925 wurde die 100. Auflage des Kultbuches "Max und Moritz" von Wilhelm Busch gedruckt. Und das obwohl es 1864 von einem Dresdner Verleger noch gänzlich abgelehnt wurde. Busch wandte sich kurze Zeit später an seinen alten Verleger Kaspar Braun, der die Chance nutzte sofort zuschlug. Busch trat damals seine gesamten Verwertungsrechte an Braun ab. "Max und Moritz" schlug ein wie eine Bombe, Braun machte das Geschäft seines Lebens – Busch fühlte sich betrogen. Dass seine Lausbubengeschichten um die ganze Welt gehen, hat er wohl nicht erwartet. "In Japan ist es bis heute das meistverkaufte Kinderbuch", sagte Maxi Schweitzer, die derzeit für die Schaumburger Landschaft das Max & Moritz-Jubiläumsjahr 2015 vorbereitet. In sämtliche Sprachen wurde es übersetzt. In der hebräischen Version allerdings ohne den vierten Streich – über Lehrer macht man dort nämlich keine Witze. In der Türkei sind die bösen Buben Max und Moritz gar die Söhne einer alleinerziehenden Mutter. Die Nachdrucke der Geschichten in deutschen Dialekten werden gefördert. Für Karl Damke ist Plattdeutsch kein Dialekt. "Hochdeutsch war für mich immer eine Fremdsprache", sagte der Autor. In Plauderlaune erzählte Damke wie es damals war: Plattdeutsch galt als primitiv, Hochdeutsch war prominent. Von den Eltern wurde er angehalten, öffentlich kein Plattdeutsch zu sprechen. Dabei ist es eine eigenständige Sprache vom deutschen Norden bis rüber nach London.
"Karl Damke hat einfach Gefühl für Sprache", sagte Sigmund Graf Adelmann. Wer noch ein besonderes Geschenk für Weihnachten sucht der ist mit "Max un Moritz" bestens beraten. Es ist ab sofort in jedem Buchhandel erhältlich. Foto: wa