LAUENAU (al). Gleich zweimal binnen weniger Tage ist die notwendige schnelle Hilfe nach Unfällen auf der Autobahn nur mit Verzögerung angekommen. Der Grund: Die im Stau wartenden Fahrzeuge versperrten die notwendige "Rettungsgasse". Nur mühsam kamen Einsatzfahrzeuge voran; wertvolle Minuten, die über Leben und Tod hätten entscheiden können, verstrichen. Doch es gibt selbst im Alltag noch viel mehr leichtfertiges Verhalten von Verkehrsteilnehmern.
Stefan Ostermeyer, stellvertretender Ortsbrandmeister in Lauenau, ist es leid: "Was wir da erleben müssen", beschreibt er nur vage die Erlebnisse seiner Kameraden auf dem Weg zu einer Unfallstelle auf der Autobahn. Während dort vielleicht ein Mensch schwer verletzt und in einem Blechknäuel eingeklemmt auf schnelle und rettende Hilfe wartet, stehen Fahrzeuge mitunter buchstäblich kreuz und quer: Köpfe recken sich neugierig, weil es offenbar nicht weitergeht. Wenn sich dann von hinten Fahrzeuge mit Blaulicht und Martinshorn nähern, muss erst mühsam auf engstem Raum rangiert werden, weil Autos dicht an dicht stehen. Für Ostermeyer aber ist dieses Fehlverhalten nur ein Beispiel, wie Helfern im Notfall das schnelle Eingreifen verwehrt wird. Direkt in der Feuerwehrzufahrt zur örtlichen Plaza stehen regelmäßig Autos – "mitunter immer dieselben", wie hiesige Feuerwehrleute bereits ärgerlich registriert haben. Ähnlich verhält es sich mit parkenden Lastzügen oder Lieferwagen vor der aktuellen Baustelle ganz in der Nähe der örtlichen Feuerwache. Wenn deren Fahrzeuge ausrücken müssen, kommt es zum Chaos.
Immer schwieriger gestaltet sich die Suche nach Hydranten, weil die bekannten weißen Hinweisschilder mit rotem Rahmen vielleicht hinter einer am Straßenrand üppig wachsenden Liguster- oder Zypressenhecke verdeckt sind. Und auch eine schlecht oder gar nicht beleuchtete Hausnummer könnte Rettungskräfte für kostbare Minuten in die Irre führen.
"Der Stoff geht uns nicht aus", sagt Pressewartin Anne-Jana Eckert, die mit Patrick und Sascha Ostermeyer, Tim Steinbrücker und Jan-Henrik Volker ein Team bildet, das seit einigen Wochen auf der Homepage www.feuerwehr-lauenau.de die Rubrik "Brandschutzsünde des Monats" betreut. Auf die Idee sind die Lauenauer durch eine Fachzeitschrift gekommen. Ob ihr Engagement etwas bewirken könnte, darauf weiß Anne Eckert keine Antwort. "Wir wollen ja nicht böswillig sein und das leichtfertige Verhalten abkanzeln", verdeutlicht sie ihr Tun, "aber vielleicht bewirkt unsere Darstellung ein Umdenken". Denn der "Sünder" in den Augen der Feuerwehr könnte schon im nächten Augenblick den Einsatz der Retter gebrauchen.
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