1. "Glückliche" Helpser Schüler zeigen Mut und Herz

    IGS Helpsen erhält Titel "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" / Kaufmann: "Unterschriften verpflichten"

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    HELPSEN (tr). Nachdem ihm einige Schüler das Projekt "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" vorgestellt hatten, sei er besorgt, irritiert, nachdenklich gewesen, erzählt Timo Kuhlmann – waren dem Schulleiter der IGS Helpsen doch persönlich keine Vorfälle von Rassismus an der Schule geläufig. Dann aber sei ihm eine Erkenntnis gekommen: "Das Projekt zeigt nicht nur Handlungsbedarf. Die Schule ist ein Abbild der Gesellschaft, in der diese Probleme nach wie vor präsent sind." Und so hat seine Schule am vergangenen Donnerstag nun den Titel "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" verliehen bekommen.

    In diesem Sinne könne man das Engagement gar nicht hoch genug schätzen, ergänzte Kuhlmann im Rahmen einer kleinen Feierstunde, bei der der Titel verliehen wurde. Dass die Schüler sich engagieren wollen, ist schon beim Unterzeichnen des Vertrags deutlich geworden, in dem sich alle Schulangehörigen – also Schüler, Lehrer und Angestellte – gegen Rassismus und Diskriminierung jeglicher Form aussprechen: 81 Prozent setzten ihre Unterschrift auf das Papier, deutlich mehr als die geforderten 70 Prozent. Die sieben Schüler aus der Projektgruppe, die die Aktion initiiert hat, bekräftigten ihr Vorhaben. "Hier sollen die Schüler sich wohl und geborgen fühlen", sagten Tjorbe, Deniz, Tanisha, Bela, Seda, Michelle und Maibritt, "wir wollen, dass alle glücklich sind." Um dies zu erreichen, forderten sie einen freundlichen und respektvollen Umgang miteinander – ohne Ausgrenzung, Gewalt oder Diskriminierung.

    Diese Werte will die Gruppe mit Hilfe des Projekts auch ihren Mitschülern vermitteln. Anfangs sei es wegen der fehlenden Erfahrung nicht leicht gewesen, mit Unterstützung von Dirk Assel vom Deutschen Gewerkschaftsbund ist am Ende aber doch etwas entstanden: Zunächst warben die Schüler in der Schule mit Plakaten und einem Kurzfilm, der am schwarzen Brett lief, um die Unterstützung der Schülerschaft. In jeweils 40-minütigen Gesprächen in allen Klassen brachten sie ihren Schulkameraden das Projekt näher. Darauf habe es zum größten Teil positive Reaktionen gegeben, an deren Ende die Unterschriften standen.

    Neben des unterzeichneten Vertrags ist das Durchführen eines Projekts die zweite Voraussetzung, um den Titel "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" zu erhalten. Unter dem Motto "Gemeinsam sind wir bunt – Unterschiede ermöglichen Gemeinsamkeiten" will die IGS darum in einer Projektwoche nach den Herbstferien weiter Farbe bekennen. Denn, das unterstrich auch die schulfachliche Dezernentin Roswitha Strickstrack-Garcia in ihrer Rede: "Es gibt keinen besseren Ort als die Schule, um Rassismus im Großen und Kleinen entgegenzutreten."

    An der Projektwoche nehmen auch die Paten des Projekts teil, die Musiker von "The Jetlags". Markus Volker, der seine Bandkollegen bei der Veranstaltung vertat, berichtete aus eigener Erfahrung: "Viele Kleinigkeiten im Schulalltag zählen zum Bereich des Rassismus." Darum müsse das Thema in der Schule behandelt werden, Schüler müssten Empathie entwickeln und die eigenen Worte, die schnell verletzen können, hinterfragen. "Musik kann da eine große Rolle spielen. Sie verbindet die Menschen."

    Das bundesweite Projekt "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" läuft seit 1995. Anlass dafür waren politisch motivierte Verbrechen, wie am Anfang der Neunzigerjahre in Rostock-Lichtenhagen und Hoyerswerda. Die IGS Helpsen, so Landerkoordinator Peter Kaufmann vom Kultusministerium, sei die 197. Schule Niedersachsens, die den Titel trägt. In ganz Deutschland sind es über 1600. Insgesamt seien so "rund eine Million Schüler engagiert" und hätten sich mit ihren Unterschriften "gegen Diskriminierung aller Art verpflichtet, einzuschreiten". Oder mit den Worten des Schriftstellers Max Frisch, den Schulleiter Kuhlmann zitierte: "Demokratie heißt, sich in die eigenen Angelegenheiten einzumischen." Foto: tr

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