"Wir wissen gar nicht, wie viele Migrationsgemeinden es in Niedersachsen gibt", sagt Dirk Stelter. Der Pastor ist im ‚Haus kirchlicher Dienste’ der Landeskirche für das Arbeitsfeld Ökumene zuständig und maßgeblich daran beteiligt, dass der Kooperationsvertrag unterzeichnet wurde. Von rund 50 bestehenden Gemeinden wisse er, etliche andere werde es wohl geben, die einfach noch nicht in Berührung mit der Landeskirche gekommen seien. Seit zehn Jahren gründeten sich verstärkt Gemeinden anderer Sprache und Herkunft in Niedersachsen. Die Gemeinden, die Stelter meint, haben allesamt einen protestantischen Hintergrund. Das ist die vorrangige Gemeinsamkeit. Welche Vielfalt diese Gemeinsamkeit hervorbringen kann, hat sich allein schon im Gottesdienst anlässlich der Unterzeichnung des Vertrages gezeigt. Dort saßen im Refektorium des Klosters Loccum Gemeindevertreter mit afrikanischem, asiatischem, nah-östlichem und europäischem Hintergrund zusammen. Dort wurde der Gottesdienst auf Deutsch, auf Englisch und auf Koreanisch abgehalten. Dort wurden "die Schwestern der finnischen Gemeinde" begrüßt und dort zeigte sich selbst im Gebet die Vielfalt: hier die Hände gefaltet, da geöffnete Hände, an dritter Stelle die Arme nach oben gereckt. Der gemeinsame Geist stach dennoch bei allen Handlungen hervor. Was die Kooperation bewirken soll, darüber hatten sich die Teilnehmer auch an drei Tagen zuvor während einer Tagung in der evangelischen Akademie Loccum unterhalten. Die Zusammenarbeit untereinander stärken und den Migrationsgemeinden "eine Stimme geben", wie Stelter sagte, sei das vorrangige Ziel. Gemeinsame Konferenzen, Einladungen zu Fortbildungen, und auch sehr praktische Hilfe wie etwa bei der Suche nach geeigneten Gottesdiensträumen strebt die Landeskirche an. Dieses und weiteres ist in dem Vertrag festgelegt. Gleichzeitig sind auch Richtlinien festgezurrt, die die Mitgliedschaft regeln. "Organisatorisch stabil" sollen die Gemeinden etwa sein – was unter anderem daran festgemacht wird, dass sie eingetragene Vereine sind. Die Zusammensetzung und die Entstehung der neuen Gemeinden in Deutschland habe ganz unterschiedliche Wurzeln, erläutert Stelter. Manche seien gegründet worden, weil Menschen aus einem Land oder aus einer Gegend hier lebten und ihre kulturellen Wurzeln pflegen wollten. Andere hätten sich über eine gemeinsame Sprache zusammengeschlossen. Manche kämen darüber zusammen, dass ein Pastor ihrer Kultur hier lebe. Und manchmal werde aus einem fernen Land ein Pastor nach Deutschland als Missionar entsandt.
Innerhalb der Gemeinden komme aber auch verstärkt die multikulturelle Kultur, die sich in Deutschland mehr und mehr entwickle, zum Tragen – wie bei der Bulgarin, die mit einem Deutschen zusammen sei, der sich dann wiederum ‚ihrer’ Gemeinde anschließe.
Zum Vorstand der IKCG gehören nun jeweils drei Vertreter aus Gemeinden mit afrikanischem und asiatischem Hintergrund, je ein Vertreter mit nah-östlichem beziehungsweise europäischem Hintergrund sowie zwei Vertreter der Landeskirche Hannovers. Auf Dauer sei es das Ziel, auch die übrigen Landeskirchen in Niedersachsen zu integrieren, sagte Stelter. Ein Vertreter der Landeskirche Oldenburg sei bei der Tagung schon zugegen gewesen.
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