STADTHAGEN (bb). Der SPD-Bundestagsabgeordnete Lars Klingbeil hat in einem Vortag im "La Piazetta" geschildert, welches Ausmaß an Umwälzungen die fortschreitende Digitalisierung in Arbeitsleben, Wirtschaft und Gesellschaft nach sich ziehen werde. Klingbeil, netzpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion der Sozialdemokraten, hielt seinen Vortrag im Rahmen der vom SPD-Ortsverein organisierten "Stadthäger Abendgespräche". Klingbeil betonte die Bedeutung eines schnelleren Ausbaus des Breitbandnetzes. Hier habe Deutschland gegenüber vielen anderen Ländern Nachholbedarf. Von der Pflegerin, welche die Dokumentation über das I-Pad erledigt bis zum Spediteur, der die Wegstrecken berechnet, "heute funktioniert kaum noch ein Arbeitsplatz ohne Internet", hielt Klingbeil fest. Deutschland mit seinem starken industriellem Sektor und seinen vielen mittelständischen Unternehmen müsse diesen die nötige digitale Infrastruktur zur Verfügung stellen, damit diese im weltweiten Wettbewerb bestehen könnten.
An den Schulen gelte es der Vermittlung von Medienkompetenz mehr Raum zu geben. Ebenso sei es nötig, der mit der Digitalisierung einhergehenden Veränderung der Arbeitswelt zu begegnen. Weil die Technik eine Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit ermögliche, sei eine Tendenz zur Entgrenzung der Arbeitszeit zu verzeichnen. Deshalb gelte es, unter Einbindung von Gewerkschaften und Betriebsräten Konzepte zu entwickeln, um einer Überforderung der Arbeitnehmer entgegenzuwirken.
Auf die Nachfrage aus der Zuhörerschaft unterstrich Klingbeil, dass die Digitalisierung in vielen Bereichen die Automatisierung noch weiter vorantreiben werde und dort entsprechend der Bedarf an Arbeitskräften sinke. Auf anderen Feldern werde die Nachfrage nach Arbeitskräften steigen. Entsprechend wichtig seien Investitionen in Bildung und Ausbildung, um diesen Veränderungen begegnen zu können.
"Man kann das alles nicht aufhalten, aber man kann es gestalten", so Klingbeil. Die SPD werde ein "digitales Grundsatzprogramm" auszuarbeiten. Die Sozialdemokraten seien die Ersten gewesen, die ein Programm für die industrialisierte Gesellschaft entwickelten. Ziel der SPD-Spitze sei es nun, auch die erste Partei zu sein, die über ein umfassendes Programm für die digitalisierte Gesellschaft verfüge.Foto: bb