1. Ein Lokalmatador erzählt von der Stadthäger Gesellschaft um 1880

    Sonderausstellung in der Amtspforte eröffnet / Kostenlose Führungen

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    STADTHAGEN (jl). Das wird den einen oder anderen überraschen: August Meyer war nicht nur ein Freund Wilhelm Buschs und ein angesehener Likörfabrikant. "Er war ein Lokalmatador, was die Kunst anging", sagte Gudrun-Sophie Frommhage-Davar, Leiterin des Wilhelm-Busch-Geburtshauses, bei der Eröffnung der Sonderausstellung "Wen wir die Freunde kommen sehn" am vergangenen Donnerstagabend im Museum Amtspforte.

    Das Konzept hatte sie vor zwei Jahren für das Wiedensahler Geburtshaus erstellt. Gemeinsam mit der hiesigen Museumsleiterin Susanne Slanina passte sie es nun an die Räumlichkeiten in der Amtspforte an. "Es ist toll, wenn so eine Ausstellung eine Nachnutzung erfährt und nicht einfach wieder im Archiv verschwindet", so Frommhage-Davar. Dreh- und Angelpunkt sei August Meyers "Fremdenbuch", in das sich im Januar 1882 auch Wilhelm Busch eintrug. Der zweite Satz aus jenem Spruch ist der Titel der Ausstellung.

    Diese entwirft aus Sicht von August Meyer ein buntes Panoptikum der Stadthäger Gesellschaft um 1880. Zu einem der ausgestellten Originaldokumente gehört Meyers humoristisches Werk "Unsere Jungendstreiche". Darin skizzierte er schonungslos Kindheitserinnerungen, die so manchen bösen Streich von ihm und seinen Jugendfreunden aufdecken. Mit dabei honorige Stadthäger Persönlichkeiten wie der Gutsherr Wilhelm Zaretzky (heute noch gibt es die Zaretzkystraße) und Ferdinand Engelking, Wirt des gleichnamigen Gasthauses, das einst im heutigen Kulturzentrum "Alte Polizei" ansässig war. "Dieses Buch hat August Meyer entworfen, um damit Geld für wohltätige Zwecke zu sammeln", erklärte Frommhage-Davar.

    Der Vernissage wohnte auch die Stadthägerin Rosemarie Meyer bei, die angeheiratete Urgroßnichte August Meyers. Sie hatte der Ausstellung persönliche Gegenstände wie einen blauen Sparstrumpf, Skizzenbücher, Dokumente, Fotos und das "Fremdenbuch" zur Verfügung gestellt.

    "Er hatte Humor", erzählte sie und zeigte auf eines der ausgestellten Bilder, auf denen sich August Meyer mit dem Satz "Oh Schönheit an der Wand" selbst karikiert hat. "Ich glaube, er war schon sehr eitel", fügte sie schmunzelnd hinzu. Mit Blick auf das "Jungendstreiche"-Buch, das geschützt in einer Vitrine lediglich eine Doppelseite preisgibt, sagte sie: "Es ist so schade, dass wir diesen Teil der Stadtgeschichte, wie die Stadthäger vor mehr als 130 Jahren gelebt haben, nicht zeigen können." Ihr Wunsch sei es, das fragile Schriftstück digitalisieren zu lassen, um es vervielfältigen zu können.

    Noch bis zum 26. April 2015 ist die Sonderausstellung im Museum Amtspforte zu sehen und zwar dienstags bis freitags von 10 bis 12 Uhr und 15 bis 17 Uhr sowie am Wochenende von 15 bis 17 Uhr. Kostenlose Führungen gibt es am 9. November 2014, 8. März und 19. April 2015 jeweils ab 15.30 Uhr. Foto: jl

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