WUNSTORF/BOKELOH (tau). Die Veranstaltungsreihe Jüdisches Leben in Deutschland – damals und heute hat diese Woche offiziell mit einem Vortrag von Dr. Rebecca Seidler beim Frauenfrühstück in Bokeloh begonnen. Die drei evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden "Zum Heiligen Kreuz", Stiftskirche und St. Johannes haben mit Unterstützung der Wunstorfer Stadtsparkasse Vorträge, eine Ausstellung, Konzerte und Ausflüge organisiert.
Ein Höhepunkt wird der Gedenkgottesdienst am 9. November um 10 Uhr in der Stiftskirche sein, zu dem die Kantorei unter der Leitung von Martin Lehmann ein spezielles Musikprogramm beisteuern wird. Daran anschließend findet eine Stadtführung durch das "jüdische Wunstorf" mit Brigitte Wübbeke-Pflüger statt.
Die Ausstellung "Man hat sich hierzulande daran gewöhnt..." der Amadeu Antonio Stiftung beschäftigt sich mit der Frage des Antisemitismus und dessen Erscheinungsformen im Alltag. Auf zehn Schautafeln, die zunächst in der Bokeloher Kirche (vom 21. bis 26. Oktober und vom 10. bis 16. November) später auch im Foyer der Stadtsparkasse (vom 27. bis 31. Oktober) und in der Stiftskirche (vom 1. bis 9. November) zu sehen sind, werden die verschiedenen Ausprägungen des Antisemitismus dargestellt und erörtert. Die Ausstellung soll aufklären, zum Nachdenken anregen und zum aktiven Engagement aufrufen. Es gehe dabei aber nicht um einen moralischen Fingerzeig oder um Schuld und Schuldgefühle, sondern um Empathie und einen Perspektivenwechsel, sagt Rebecca Seidler. Die Diplom-Sozialpädagogin lehrt an verschiedenen Universitäten und ist Expertin für das Thema "Einführung ins Judentum". Sie bietet auch Projektarbeit für Schulen zum Thema "Vielfalt jüdischen Lebens" an. Mit der Ausstellung wollen die Initiatoren Berührungsängste und Vorurteile abbauen und Raum für Begegnung schaffen. "Wir haben bei den Vorbereitungen festgestellt, dass im Grunde viel Wissen fehlt", sagt Diakonin Karola Königstein. Aufklärung sei daher weiterhin notwendig, pflichtet die Bokeloher Pastorin Vera Christina Pabst bei. Sie weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig es für Juden heute noch ist, ihren Glauben öffentlich zu leben. Pastorin Pabst wünscht sich daher für die Gemeinde, sich an Neues gewöhnen zu dürfen und Vertrautheit an die Stelle von Unsicherheit setzen zu können, statt die Distanz weiter hinzunehmen. Dazu trägt neben der Ausstellung auch eine musikalische Reise durch das Judentum mit Esther Lorenz am 5 .November um 19.30 Uhr in der Bokeloher Kirche bei sowie ein Informations- und Gesprächsabend im Gemeindehaus der Stiftskirche am 29. Januar 2015 um 19.30 Uhr. Bereits am 2. November steht eine Exkursion zur Synagoge in Hannover mit anschließendem Besuch eines Kunsthandwerkbasars auf dem Programm. Informationen zur Anmeldung gibt es in den Pfarrämtern. Foto: tau