Lemgo (nr). Am kommenden Freitag, 24. Oktober, findet der "Tag der Bibliotheken" erstmals auch im Stadtarchiv Lemgo statt. Die Archivbibliothek öffnet an diesem Tag nicht nur ihre Türen für die Öffentlichkeit, sondern stellt zudem ihre neuen Nutzungsmöglichkeiten vor. Das Stadtarchiv hat zu diesem Anlass neben Führungen durch das Archiv und seine Bibliotheksbestände auch den Verkauf von Doppelstücken aus der Archivbibliothek angedacht. Ein Glanzpunkt dieses Tages soll ein bebilderter Vortrag über eines der ältesten Bücher im Kreis Lippe werden. Besucher erhalten spannende und interessante Einblicke in die beiden Bibliotheken. Die Archivbibliothek umfasst in etwa 8.000 Exemplare mit Literatur zur Geschichte Lemgos, Lippes und Ostwestfalens und wird laufend ergänzt. Schwerpunkte sind Hexenverfolgung und Hexenprozesse, aber auch Erinnerungen aus Festschriften und Veröffentlichungen von Vereinen oder auch Produktkataloge und Festschriften von Firmen sind zu finden. Zu den neuen Nutzungsmöglichkeiten gehört eine Kurzausleihe über einen Zeitraum von maximal vier Tagen aus der Archivbibliothek. Ausgenommen sind Bücher, die vor 1800 datieren. Bisher war die Nutzung der Archivbibliothek nur vor Ort möglich. In der historischen Gymnasialbibliothek findet man Handschriften, Wiegendrucke und Drucke vom 13. bis 19. Jahrhundert, wobei das Gros der Werke die Zeit vom 16. bis zum 18. Jahrhundert umfasst. Die Ursprünge dieser Bibliothek stammen noch aus den Zeiten der Vorreformation in Lemgo und damit auch aus den Klöstern, die es in der Stadt gegeben hat.
Nach der Reformation sind die Schriften, die hauptsächlich in lateinischer Sprache verfasst sind, in den Bereich der städtischen Pfarreien gewandert und im Laufe der Jahrhunderte um Werke aus der Lateinschule (später Jungengymnasium, heute Engelbert-Kaempfer-Gymnasium) erweitert worden. Viele Schriften lagern heute auch in der Landesbibliothek und im Landesarchiv in Detmold. Eine besondere Kostbarkeit ist eine fast 750 Jahre alte handschriftliche Bibel. Auf mehr als 900 großformatigen Seiten aus feinstem weißen Schreibpergament findet man prächtigen Buchschmuck mit Rankenwerk, Zierinitialien und farbiger Buchmalerei. Dr. Lothar Weiß wird um 18 Uhr im Stadtarchiv einen bebilderten Vortag über die Bibel halten. Er beleuchtet dabei Datierung und Entstehung in Bologna und dokumentiert die wechselvolle Geschichte der Bibel in Lemgo. Seit über einem Jahr ist die "Initiative Stadtarchiv" aktiv. Die Schwerpunktarbeit betrifft das Sicherstellen und "retten" historischer Schriften vor allem aus Privatbesitz, da insbesondere durch Haushaltsauflösungen teils sehr wertvolle, alte Dokumente häufig durch Unkenntnis vernichtet werden. Die Initiative wird am Tag der Bibliotheken von 10 bis 17 Uhr zahlreiche doppelt vorhandene Werke, die häufig über den Buch- und Antiquariatshandel nicht mehr zu erwerben sind, verkaufen. Der Verkaufserlös geht zu Gunsten der Förderinitiative, die das Stadtarchiv unterstützt.
Das Stadtarchiv öffnet am Tag der Bibliotheken um 8.30 Uhr die Türen. Führungen werden jeweils um 14 Uhr und um 16 Uhr angeboten. Der Vortrag von Dr. Lothar Weiß beginnt um 18 Uhr. Anmeldungen sind nicht erforderlich. Der Eintritt ist kostenlos. Weitere Informationen gibt es unter "www. Stadtarchiv-lemgo.de".