RODENBERG (jl). Mit einem vom Chor und Posaunenchor begleiteten Festgottesdienst hat die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde St. Jacobi das 50. Ordinationsjubiläum von Pastor i.R. Wilhelm Knackstedt begangen.
Knackstedt, der laut des Kirchenvorstandes eher im "Un"-Ruhestand ist, hat dabei in "geistiger und körperlicher Frische" den Gottesdienst mitgestaltet. Herausgekommen ist eine Predigt, die mit sehr persönlichen Erinnerungen sein bisheriges Leben Revue passieren ließ. Dies sei von Engeln begleitet und beschützt worden. Wobei die Gedanken, was ein Engel überhaupt sei, nicht unterschiedlicher sein könnten. Knackstedt erinnerte sich an eine Begegnung auf einer Esoterikmesse. Dort meinte eine Frau einen Engel sehen und zeichnen zu können. Für 800 D-Mark. "Scharlatanerie" sei das. Für ihn seien Engel etwas Anderes.
Die ersten Engel, denen er begegnete, seien seine Eltern und seine Großmutter gewesen. Sie waren für ihn Vorbilder, "dass man vom Glauben leben und sich leiten lassen kann". Berührend erzählte er von einem Schlüsselerlebnis: Es war in der Nacht auf den 23. September 1943, der erste Flächenangriff erbebte Hannover. Eine Bombe vernichtete das Nachbarhaus der Familie Knackstedt. Im Keller ausharrend wurde sein Vater zum Engel, der ihn und seine Schwester auf dem Fahrradlenker in Sicherheit zu den Großeltern nach Döhren brachte. Obgleich ihn die "grauenhaften Bilder" prägten, spürte er keine Angst, "weil mein Vater hinter mir saß."
Begegnungen mit Engeln habe er aber während seines gesamten Lebens gemacht: angefangen bei seiner Frau, die ihn seit dem dritten Tag seines Studiums begleitet, über die vielen Kollegen, die ihn unterstützten, bis hin zu den verlässlichen Gemeindemitgliedern. Die Kirche sei ein Ort der Geborgenheit, "wo ich vielen Engeln begegnet bin". Dafür sei er dankbar. "Wenn man solche Engel um sich hat, kann man die Welt aushebeln", so der ordinierte Pastor. Für ihn steht fest: Engel bräuchten keine Flügel und trügen auch keine Glorie in sich.
"Für mich ist diese Gemeinde immer ein Zuhause gewesen, hier bin ich groß geworden", sagte Knackstedt. So freue er sich immer auf das hiesige Abendmahl, auf das Trinken aus dem Kelch, aus dem er das erste Mal bei seiner Konfirmation trank.
Doch bevor es soweit war, ließ er noch gemeinsam mit dem Chor eine gesangliche Erinnerung aufleben: "In dir ist Freude". Das war das erste Kirchenlied, das er 1949 in einem Zeltlager an der Ostsee gesungen habe – "damals noch in Sopran". Foto: jl