Lügde (afk). Angekündigt hatte der seit zehn Jahren amtierende Vorsitzende des Verein Lügde Stadtmarketing, Burkhard Fasse, seinen Rücktritt schon seit bei seiner vorletzten Wiederwahl. Dann rang er sich aber vor zwei Jahren noch einmal zu einer weiteren Amtszeit durch, die Anfang 2015 ablaufen würde. Doch Fasse (52) überraschte jetzt die Vorstandsmitglieder, als er seinen Rücktritt "mit sofortiger Wirkung", wie er in einer E-Mail schreibt, erklärte. Joachim Krause hat mit ihm gesprochen.
? Der Zeitpunkt Ihres Rücktritts vom Vorsitz hat zumindest in der Öffentlichkeit für Erstaunen gesorgt, vor allem nach den doch für Lügde so erfolgreichen Lipper Tagen Ende August. Warum also der Rückzug jetzt?
Fasse: Das habe ich mir sehr genau überlegt. Um es klar zu sagen: Ausschlaggebend waren keine Querelen oder böses Blut im Vorstand. Es macht für mich nur keinen Sinn, dass ich noch bis zur nächsten Mitgliederversammlung im Februar warte. Der Vorstand muss jetzt bereits für 2015 wichtige Entscheidungen über Veranstaltungen treffen und entsprechende Verträge unterzeichnen, um zum Beispiel Veranstalter zu binden. Dabei geht es unter anderem um den mittelalterlichen Liuhidi-Markt, der nach bisherigem Plan im abgesprochenen zweijährigen Rhythmus im kommenden Jahr stattfinden soll. Es macht aber keinen Sinn, wenn ich als Vorsitzender jetzt noch Entscheidungen beeinflusse, die dann im nächsten Jahr andere Personen zu vertreten haben, die möglicherweise bestimmte Veranstaltungen nicht wollen. Ich war auch aus diesem Grund immer ein Verfechter dafür, die Mitgliederversammlungen bereits im Herbst durchzuführen, damit die verantwortlichen Personen planen konnten. Diesmal soll die Versammlung nun erst später, im Februar, stattfinden. Das habe ich so zur Kenntnis genommen. Zudem bleibt jetzt auch Zeit, sich um Nachfolger zu kümmern, die möglicherweise mit neuen Ideen auch neue Impulse setzen können und wollen.
? Die Lipper Tage waren somit dann auch für Sie die letzte Veranstaltung, die Sie als Vorsitzender von Lügde Marketing mit durchgeführt haben?
Fasse: Ja, das war ein sicherlich krönender Abschluss auch für meine Amtsjahre, den man nur schwerlich toppen kann. Ich denke, dass wir als Lügde Marketing zusammen mit unseren Vereinen hier ganze Arbeit geleistet haben. Das wurde uns auch von allen Seiten einschließlich der Verantwortlichen beim Kreis Lippe mehrfach bestätigt. Letztlich war es dann aber ein überschaubarer Kreis von Mitgliedern unseres Vereins, die hier vor Ort die Fäden in der Hand hatten. Wir haben uns sogar mehrere Tage Urlaub genommen, um alles vorzubereiten. Aber wie gesagt: Nach einem so schönen Ereignis ist es wohl auch der richtige Zeitpunkt, um sich zurückzuziehen.
? Welches Fazit ziehen Sie denn aus Ihren Amtsjahren? Sie haben den Verein damals in schwerem Fahrwasser übernommen.
Fasse: Ich bin mir sicher, dass es auch in der Öffentlichkeit so wahrgenommen worden ist, dass wir in den letzten zehn Jahren, unterstützt natürlich von den umfangreichen infrastrukturellen Veränderungen mit Umgehungsstraßen-Fertigstellung, Emmerauenpark und Innenstadtsanierung begleitend einiges für ein positives Image der Stadt Lügde nach außen bewegt haben. Ich denke da an das Ackerbürgerfest, an die Emmer Messen, an das Dreschfest etc.. Mancher Sturm hat uns da ins Gesicht geblasen, aber man kann es nun halt mal nicht jedem recht machen. Aber ich kann mich dabei nur bei meinen Vorstandskollegen bedanken, die mich bestärkt haben, den eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen. Ich kann nur sagen, dass es mir nie leidgetan hat, diese Aufgabe übernommen zu haben, denn man kann hier wirklich was für Lügde bewegen.
? Sie haben die erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Vereinen angesprochen.
Fasse: Das war sicherlich einer der wesentlichen Schritte, die Lügder Vereinswelt davon zu überzeugen, sich für Ihre Stadt zu engagieren. Damit ist der Stadtmarketingprozess auch erst richtig in Gang gekommen. Es war großartig, dass die Handballfreunde, der Schützenverein St. Kilian, der Heimat- und Museumsverein und das Blasorchester hier voll auf unserer Linie bei allen Veranstaltungen mitgezogen haben. Das hat nicht nur uns geholfen sondern auch dazu beigetragen, dass die Vereine unter sich, die sich ja auch aus unserer Bevölkerung zusammensetzen, immer enger zusammengewachsen sind und das "Wir"-Gefühl gestärkt haben.
? An den Strukturen hat sich auch einiges verändert, wenn man zum Beispiel an die Einrichtung einer hauptamtlichen Stelle denkt.
Fasse: Das war eine ganz wesentliche Entscheidung, die von Rat und Verwaltung getroffen worden ist. Mit Anne Gildehaus zunächst und nun mit Carolin Nasse haben wir zwei Personen bekommen, die uns als ehrenamtlichem Stadtmarketing-Verein viel Arbeit abgenommen haben und ihre Aufgaben vorzüglich erfüllt haben bzw. erfüllen. Das Erkennen der Notwendigkeit für einen solchen Schritt in finanziell auch für die Kommune nicht leichten Zeiten war wegweisend, wenn man die Zukunft und das Gesamtwohl der Stadt im Auge hat. Wir haben zurzeit noch die positive Grundstimmung, dass sich hier in Lügde etwas bewegt. Wir müssen diesen Effekt jetzt nutzen. Nachzulassen wäre falsch, denn mit jedem Jahr später wird’s immer schwieriger, die Aufmerksamkeit wachzuhalten. Das habe ich bei der letzten Mitgliederversammlung mit meinen Gedanken unter dem Thema "Quo vadis Lügde?" deutlich zu machen versucht.
? Wie werden Sie sich denn jetzt weiter verhalten? Ist das ein kompletter Rückzug?
Fasse: Nein, auf keinen Fall, dazu liegt mir meine Heimatstadt auch zu sehr am Herzen. Ich werde mir nach diesen nicht einfachen und arbeitsreichen Jahren zunächst eine Auszeit gönnen. Aber ich werde mich danach sicherlich in einer der Arbeitsgruppen wieder mit einbringen – nur eben nicht mehr in vorderster Front.