Kreis Lippe/Lemgo (nok). Beim Begriff Geisterfahrer denkt man sofort an Autofahrer, die auf Autobahnen oder KFZ-Straßen in falscher Fahrtrichtung unterwegs sind. Wenn Polizei und Kommunen in Lippe jetzt ein besonderes Augenmerk auf Falschfahrer haben wollen, klingt das zunächst ein wenig absurd. So viel Autobahnkilometer oder KFZ-Straßen mit geteilten Fahrbahnen gibt es in Lippe nun wirklich nicht. Gemeint sind bei der jetzt gestarteten Kampagne aber auch nicht die Autofahrer, sondern die Geisterradler – also Radfahrer, die auf dem Radweg in falscher Fahrtrichtung unterwegs sind und damit nicht nur sich selbst, sondern insbesondre auch andere Verkehrsteilnehmer gefährden. "Lippe ist zwar keine Radfahrer-Hochburg, aber die Radfahrerdichte hat auch hier in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Durch das Fehlverhalten einiger Radler kommt es dabei immer häufiger zu unnötigen Gefahrensituationen oder sogar Unfällen", erklärt Josef Ficher (Verkehrssicherheitsberater der Kreispolizeibehörde) die Notwendigkeit der jetzt gestarteten Aktion "Geisterradler".
Mit auf den Radweg gesprühten Symbolen sollen Radler bei dem Projekt auf ihr Fehlverhalten aufmerksam gemacht werden. Wer in falscher Richtung unterwegs ist, wird dort künftig ein signalgelbes Warnzeichen "Geisterradler bitte wenden!" lesen können. Spätestens dann heißt es "Abbremsen, Straße überqueren und auf der anderen Fahrbahnseite weiterfahren". Zunächst werden die Warnhinweise in Abstimmung zwischen dem Kreis, der Kommunen und der Polizei nur an Schlüsselstellen, also besonders gefährlichen Stellen angebracht. Ein erstes Zeichen setzte der Lemgoer Straßenbaumeister Wolfgang Wehmeier im Kreuzungsbereich Hamelner Straße/Pagenhelle auf das Pflaster. In Fahrtrichtung Lüttfeld gibt es an der Pagenhelle auf der rechten Fahrbahnseite einen Radweg. Auf der linken Fahrbahnseite gibt es einen Gehweg, der nur in Gegenrichtung für Radfahrer freigegeben ist. Weitere Markierungen (Warnzeichen) werden in Kürze nicht nur auf Lemgoer Radwegen erfolgen. Auch in Bad Salzuflen, Detmold und Lage möchten Polizei und Kommunen auf diese Weise Gefahrenstellen entschärfen. Damit die Warnzeichen im gesamten Kreisgebiet einheitlich gestaltet sind, hat das Lüttfeld-Berufskolleg in Lemgo (Abteilung Metalltechnik) zwei Metallschablonen angefertigt. Beim Projekt Geisterradler handelt es um eine bundesweitesweite Aktion von Polizei und Kommunen. Begleitet wird die Sprühaktion auch von Kontrollen der Polizei. Der Lemgoer Wachleiter Dirk Wallenstein und Josef Fischer versicherten, das diese Kontrollen primar einen aufklärenden Charakter hätten. Ob bewusst in Kauf genommenes Fehlverhalten, Unwissenheit oder schlicht und einfach Unaufmerksamkeit, – das Befahren von Radwegen in falscher Fahrtrichtung ist aber ein Vergehen im Straßenverkehr und kann mit Verwarngeldern zwischen 15 und 30 Euro bestraft werden. In einigen Kommunen hat man zuletzt mit der Umsetzung des neuen Radverkehrskonzeptes begonnen und dabei vielfach die Benutzungspflicht für Radwege aufgehoben. Dies erfordert nicht für die Radler, sondern auch für die Autofahrer besondere Aufmerksamkeit und gegenseitige Rücksichtnahme. Nach wie vor gilt jedoch: ist am Fuß-/Radweg ein blaues Schild mit weißen Fahrradsymbol angebracht, gilt die Benutzungspflicht. Weiterhin appelliert die Polizei an alle Eltern, auf die Verkehrstauglichkeit der Räder ihrer Kinder zu achten. "Teilweise sind die Räder in einem wirklich schlechten Zustand. Defekte Bremsen, fehlende Beleuchtung und Reflektoren, verschlissene Bereifung und vieles andere mehr. Wer mit solchen Rädern am Straßenverkehr teilnimmt, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch andere", sagt Dirk Wallenstein und hofft auf die Einsicht und das Einschreiten der Eltern.