WUNSTORF (gi). Zwei Referenten prägten den Tag der Ökumene, zu dem die katholische St. Bonifatius Pfarrgemeinde anlässlich ihres 111-jährigen Bestehens eingeladen hatte. Superintendent Michael Hagen, Kirchenkreis Neustadt/Wunstorf und Dechant Carsten Menges vom Ökumenischen Zentrum Lüneburg sprachen Klartext und mit voller Überzeugung für eine Zukunft der Kirchen, die ohne Ökumene nicht auskommen werde. Die gut 50 Zuhörer, überwiegend Frauen, darunter viele aus den verschiedensten ökumenischen Wunstorfer Gruppierungen und Initiativen, zeigten sich begeistert über die perspektivischen Ein- und Ausblicke, wenn es darum geht, auf die Frage der Veranstaltung "Ökumene in dieser Stadt, was könnte daraus werden?", eine Antwort zu bekommen. "Man kann als Kirche nur bestehen, wenn man auch ökumenisch denkt", hob Superintendent Hagen hervor. Dazu gehöre gleichzeitig die gegenseitige Achtung und Akzeptanz. Ökumene finde an vielen unterschiedlichen Orten statt, die kaum im Blick sind. "Ökumenisches Leben ist sehr viel selbstverständlicher, als wir Hauptamtlichen meinen und glauben." Auch wenn die Ämterfrage die Kirchen weiterhin trenne. Und ohne eine Zulassung der Frau zum Amt, werde die Trennung auch bestehen bleiben, so Hagen. Auch das Verbindende sei zu sehen.
Doch die entscheidenden Fragen für die Zukunft der Kirchen sei, "bist du Christ oder nicht, wo zeigt sich das in deinem Leben?". Ökumene sei nicht nur die Frage, wie wir Gottesdienst feiern, sondern vor allem, wie wir gemeinsam Verantwortung für die Stadt übernehmen", erklärte Dechant Menges aus der Sicht eines katholischen Priesters, der täglich die ökumenischen Herausforderungen erlebt. Hierzu gehört insbesondere das Eintreten für die soziale Verantwortung, sind sich beide einig. "Auch", so Hagen weiter, "weil es für viele nicht mehr selbstverständlich ist." "Und wenn wir es nicht gemeinsam machen, dann werden wir unserer Verantwortung aus der biblischen Botschaft heraus nicht gerecht und werden es auch nicht hinbekommen." Man müsse nicht alle ökumenischen Initiativen neu erfinden, ermutigte Menges die Zuhörer. "Man darf durchaus abgucken". Was das alles in Wunstorf sein könnte, da seien alle gefragt, hieß der Aufruf des Superintendenten. "Aber erst muss man sich auch treffen wollen und dann das Feld auch gemeinsam beackern."
Mit Blick auf die Freikirchen warb Hagen für eine klare und gegenseitige Beachtung. "Die göttliche Toleranz ist in der Welt zu leben." Niemand dürfe auch diesen christlichen Bewegungen "das Christsein absprechen".
Werner Kohrs kündigte als Mitorganisator an, dass der Tag der Ökumene keine Eintagsfliege sei, sondern ein Auftakt. Im kommenden Jahr wird er eine Fortsetzung erfahren, "auch wenn das Jubiläum der Pfarrgemeinde abgeschlossen ist. Denn das Motto des Jubiläums bleibt für die Gemeinde als Aufgabe: Leben, glauben, handeln". Foto: p