1. "Dreht uns nicht das Wasser ab"

    Aufmerksamkeitsstarke Aktion der DLRG-Jugend gegen Kinderarmut und bundesweite Schwimmbadschließungen

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    BAD NENNDORF (em). Mit einer besonderen Aktion erregten Ehrenamtliche der DLRG-Jugend am Sonnabend, den 27. September, die Aufmerksamkeit der Passanten in Bad Nenndorf. Im Brunnen vor dem Haus der Kur- und Tourismusgesellschaft fand um 15.30 Uhr eine öffentliche Schwimmstunde mit einem fiktiven Bademeister und verschiedenen Badegästen statt.

    Transparente mit Aufschriften wie "Dreht uns nicht das Wasser ab" und "Für manche Kinder ist dies das einzige Schwimmbad" sowie verteilte Handzettel verwiesen auf die Hintergründe: Mit der Aktion in Bad Nenndorf möchte die DLRG-Jugend auf den Zusammenhang zwischen Kinderarmut in Deutschland und dem bundesdeutschen Trend zu Schwimmbadschließungen hinweisen. Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Verhältnissen haben oft keine Möglichkeit, ihre Freizeit selbstbestimmt und gemeinsam mit anderen Kindern zu gestalten, da ihnen meist das Geld für das Kino, die Eisdiele oder eben das Schwimmbad fehlt. Die Folge für Kinder und Jugendliche ist nicht selten die massive Ausgrenzung von der Lebenswelt anderer Gleichaltriger.

    Der bundesdeutsche Trend, öffentliche Schwimmbäder zu schließen oder deren Nutzungsbedingungen zu Ungunsten von Kindern und Jugendlichen zu ändern, in dem beispielsweise Eintrittsgelder aufgrund fehlender öffentlicher Mittel massiv erhöht werden, führt zu weiteren schwierigen Aspekten der Kinderarmut. Spaß haben im Schwimmbad oder am See, wie es jedes Kind oder jedem Jugendlichen zugestanden werden muss, wird immer schwieriger. Um ins nächstgelegene Schwimmbad in einem weit entfernten Stadtteil oder in eine andere Stadt zu gelangen, braucht man oft eine Fahrkarte für Bus oder Bahn – keine Selbstverständlichkeit für Hartz-IV-Empfänger oder Kinder arbeitsloser Eltern.

    Hohe Eintrittspreise oder Schwimmbahnmieten sind aber nicht nur eine Zumutung für Kinder und Jugendliche, sondern auch für die in den Schwimmbädern ansässigen Verbände, die versuchen, die jungen Menschen zu erreichen. Wenn das Geld für die Nutzung einer bewachten Badeinrichtung fehlt, bleibt entweder das Schwimmen gänzlich aus oder verlagert sich auf unbewachte, gefährliche, aber dafür kostenlose Schwimmmöglichkeiten.

    Ein Blick in die Ertrinkungsstatistiken zeigt, was für gefährliche Folgen dies hat.

    Als Vertretung von Kindern und Jugendlichen sieht es die DLRG-Jugend, die ihren Sitz seit vielen Jahren in Bad Nenndorf hat, als ihre Aufgabe an, sich öffentlich für die Verbesserung der gesellschaftlichen Situation auch der von Armut betroffenen Kinder einzusetzen.

    Die Aktion wurde von den Passanten mit Interesse wahrgenommen. Viele nahmen die Gelegenheit wahr, sich an Ort und Stelle über das Thema zu informieren und ins Gespräch zu kommen.

    Foto: privat

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