Elbrinxen (afk). Ausverkauftes Haus, ein bestens gestimmtes und erwartungsfrohes Publikum – die Rahmenbedingungen stimmten bei der Premiere der neuesten Produktion der Elbrinxer Dorfbühne. Der Dreiakter "Natur Pur!" von Bernd Gombold scheint zudem den Laienschauspielern auf den Leib geschneidert zu sein. Und so nimmt es denn nicht wunder, dass auch dieses Stück wieder zu einem Publikumsrenner werden dürfte. Die Premiere jedenfalls verheißt jede Menge beste Unterhaltung und der begeisterte Applaus für die schauspielerische Leistung aller elf Akteure bestätigt das. Und wer daran teilhaben möchte, der hat bereits am nächsten Freitag und Samstag jeweils um 20 Uhr wieder die Chance. Einige Restkarten für diese Aufführungen stehen noch zur Verfügung.
Schon bevor das erste Wort gesprochen ist, gibt es beim Öffnen des schweren roten Bühnenvorhangs in der Marktscheune anerkennenden Applaus. Mit großer Liebe zum Detail und handwerklichem Geschick haben die Bühnenbildner der Dorfbühne wieder ganze Arbeit geleistet.
Nicht Technik, Elektronik und sonstige künstliche Hilfsmittel haben hier Regie geführt – der Boden ist mit echtem Rindenmulch belegt, ein paar Tannen stehen auf einer kleinen Erhebung und der Hintergrund lässt das Gefühl "Wald" aufkommen, zumal auch die einschlägige Geräuschkulisse mit Vogelgezwitscher den Rahmen wunderbar komplettiert.
Unter einer Dachrinne steht eine alte Waschwanne, die an diesem Abend noch mehrfach ihren Dienst erfüllen muss. Aus dem Schornstein der Holzhütte steigt weißer Rauch auf – das Szenario ist perfekt!
Davor geht’s dann zwei Stunden richtig ab: Die rüstige Oma Maria (Helga Schäfsmeier) hat zu ihrem 75. Geburtstag ihre gesamte "Sippe" in ihre alte Hütte mitten im Wald eingeladen. Ihre mittlerweile erwachsenen aber nicht einfachen Kinder folgen der Einladung sehr widerwillig und bringen ihren Unmut ungeschminkt zum Ausdruck. Giftpfeile zwischen den Damen Martha (Ingrid Golinski) und der desinfektionsfreudigen Lydia (Bärbel Köster) werden geschossen, aber auch ihr Ehemann Erich (Klaus Zumhasch) geizt nicht mit Nörgeleien. Eine Sonderrolle ist dem sprachgestörten Sohn Rudi zugedacht. Axel Hagemeyer brilliert hier bei dieser schauspielerischen Herausforderung! Allein die Mimik des 33-Jährigen bringt die Besucher immer wieder zum Toben und Johlen.
Beim Versuch ein Zelt aufzubauen, eskaliert die Waldparty in Streit und Zank. Als Oma in der Hütte 50.000 Euro Bargeld findet, wird die Geldgier der möglichen Erben geweckt und Oma freut sich diebisch über die Kehrtwende ihrer Lieben. Die Situation spitzt sich zu, die Handlung nimmt immer konfusere Züge an. Ein überdrehter Schmetterlingsfänger Wilhelm Würmlein (Friedel Kopei) taucht auf, muss sich aber ebenso in dem ganzen Durcheinander behaupten wie ein rustikaler Waldarbeiter (Heiner Janetzko), eine schreckhafte Nordic-Walkerin (Steffi Sulejmani) oder der lockere Tom. Ein windiger Finanzmakler (Marcus Maiser) treibt sein Spiel nicht nur mit seiner Freundin Christine (Friederike Klinge) sondern auch mit der alten Oma. Es ist ein herrlicher Klamauk, der natürlich am Ende zur Zufriedenheit aller gelöst wird – wie, davon kann man sich gern selbst überzeugen!
Regisseurin Katrin Buhr bleibt es vorbehalten, nach dem letzten Vorhang die elf Akteure auf der Bühne dem Publikum noch einmal einzeln vorzustellen. Da kommt dann auch Souffleuse Doris Falke ins Rampenlicht, die bei der Premiere nicht einmal ein Stichwort geben musste – die Elbrinxer Schauspieler waren offensichtlich so im Stück vertieft, dass sie gelegentlich vom vorgeschriebenen Text abwichen und unbemerkt improvisierten. Auch ein Zeichen dafür, dass hier wieder eine Produktion auf der Marktscheunen- Bühne zu sehen ist, die von den Akteuren selbst wie
immer mit viel Herzblut und Engagement angenommen worden ist.