1. Nordseestrom durch das Deister-Sünteltal?

    Neuer Trassenvorschlag löst Unruhe in Bevölkerung aus / "Darf kleinen Ortschaften nicht alles auf die Nase hauen"

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    LANDKREIS (al). Die geplante Stromtrasse "Suedlink" könnte durch die Samtgemeinden Sachsenhagen, Nenndorf, Rodenberg und weiter durch das Sünteltal führen. Das ist durch den Netzbetreiber Tennet bekannt geworden. Dieser sammelt im Rahmen von Informationsabenden für Bürger und Behörden Alternativvorschläge. Einer davon würde das östliche Schaumburger Land durchschneiden.

    Nach den bisherigen Plänen sollte die Mega-Hochspannungsleitung, die die auf der Nordsee durch Wind erzeugte Energie in die Mitte Deutschlands und bis nach Bayern transportieren wird, eigentlich östlich von Hannover herumführen. Dort hatten sich bereits etliche Proteste entwickelt, aus denen neue Vorschläge für weitere Trassenverläufe kamen.

    Eine davon könnte östlich des Deisters Barsinghausen streifen. Ins Visier genommen wurde jedoch auch ein Verlauf westlich des Steinhuder Meers, an Lindhorst, Bad Nenndorf und Rodenberg vorbei über Apelern, Pohle und Hülsede weiter nach Bad Münder.

    Diese mögliche Lösung hat in Bad Münder und seinen betroffenen Stadtteilen bereits emsige Geschäftigkeit ausgelöst. Und auch in Hülsede, wo sich gerade erst eine Gegenbewegung zu "Monster-Windrädern" bildete (SW berichtete), ist die Betroffenheit groß. "Das wäre ja wahnsinnig", entfuhr es Bürgermeisterin Marion Passuth, die das aktuelle lokale Problem noch nicht ganz verdaut hat. "Es ist ja gut, auf erneuerbare Energien umzuschalten", erklärte sie in einer ersten Stellungnahme: "Aber man darf uns kleinen Ortschaften nicht alles auf die Nase hauen", kommentierte sie Windräder und Stromleitung.

    Apelerns Bürgermeister Günter Knief sieht eine konkrete Diskussion über die Pläne als noch zu früh an: "Es handelt sich ja nur um eine mögliche Alternative." Aber unwohl ist auch ihm bei der Perspektive, eine weitere Hochspannungsleitung könnte das Gemeindegebiet neben der bereits vorhandenen durchschneiden.

    Unterdessen sind alle betroffenen Ratsfraktionen in der Samtgemeinde Rodenberg vom aktuellen Tennet-Planungsstand unterrichtet worden, wie der stellvertretende Samtgemeindebürgermeister Jörg Döpke auf Anfrage mitteilte.

    Beim Netzbetreiber Tennet selbst wird auf das derzeit noch unverbindliche Stadium der Trassenplanung verwiesen: Die aus der ersten Bürgerbeteiligung stammenden rund hundert neuen Korridorvorschläge, zu denen auch der mögliche Schaumburger Verlauf zählt, würden in das Vorverfahren eingebracht und der Bundesnetzagentur zur Prüfung empfohlen.

    Dadurch öffnen sich neue Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung mit weiteren Alternativen. Auch die Bundesnetzagentur könne "zusätzliche oder ganz andere Trassen festlegen und auch einzelne Korridore verwerfen".

    Der Schaumburger CDU-Bundestagsabgeordnete Maik Beermann hat sich inzwischen ebenfalls mit den erweiterten Tennet-Plänen befasst.

    "Auch wenn dieser Trassenverkauf als wenig wirtschaftlich angesehen wird, ist er nun doch in den Planungen zu finden und somit eine Option, mit der man im Zweifel rechnen muss", gibt der Parlamentarier zu. Zugleich verlangt er, dass "eine Erdverkabelung in besiedelten Gebieten absolute Priorität haben muss". Er wolle die Wahlkreisbevölkerung weiter auf dem Laufenden halten, bittet aber darum, dass diese sich aktiv in den Planungsprozess einbringe. Dies sei auf suedlink.tennet.eu möglich.

    Marion Passuth ist das Ganze dennoch nicht geheuer. "Ich fahre auf jeden Fall nach Hameln und höre mir das an", erklärte sie dem SW: Am heutigen Mittwoch, 8. Oktober, wird um 17 Uhr der Netzbetreiber Tennet im dortigen "Alten Hallenbad" (Hafenstraße 19) über die Auswertung der ersten Bürgerbeteiligung informieren. Dann will Hülsedes Bürgermeisterin genau aufpassen, wie konkret eine weitere Stromleitung entlang des Süntels schon jetzt sein könnte. Foto: al

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