1. Frauen gehen in die Offensive

    Selbsthilfegruppe Lip- und Lymphödem sucht Räumlichkeiten

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    Lügde (afk). Sonja Wienkemeier ist eine sympathische junge Frau. Eigentlich hat sie auch eine gute Figur, trotzdem würde sie nie in kurzen Hosen oder Röcken aus dem Haus gehen. Und Schwimmbadbesuche hat sie von ihrem Tagesplan gestrichen. Denn Sonja Wienkemeier leidet an einem Lip- und Lymphödem.

    Das ist eine Fettverteilungsstörung. Mit 15 Jahren habe ihr Leidensweg angefangen, sagt die Mutter von zwei Kindern. Bis dahin war sie schlank, doch dann bekam sie Schwellungen an Oberschenkeln. Die Knöchel waren bald nicht mehr zu sehen und mit den Knien bekam sie auch Probleme. Die Ärzte diagnostizierten Bindegewebsschwäche. Sonja Wienkemeier sollte Diät halten und Sport treiben. Doch mit Fettleibigkeit hat diese Krankheit nichts zu tun, auch wenn Ärzte häufig raten, einfach mal abzunehmen. Erst vor fünf Jahren bekam sie die richtige Diagnose. Allerdings muss sich Sonja Wienkemeier jetzt darauf einstellen, ihr Leben lang mit dieser Krankheit leben zu müssen. Seit dem trägt sie Kompressionsstrümpfe und bekommt zweimal in der Woche Lymphdrainage. Ihre Krankenkasse zahle das, sagt die Lügderin, da habe sie zum Glück keine Probleme. Aber sie wisse, viele Patientinnen müssten um diese Kosten und Therapien streiten.

    Immerhin wird geschätzt, dass rund drei Millionen Frauen von dieser Krankheit betroffen sind. Männer trifft es dagegen höchstens nach einer Prostata-Operation. Oft wissen die Frauen aber gar nicht, dass sie an dieser Krankheit leiden. Wenn Frauen aber vom Körperbau eigentlich schlank sind, dann aber im Beckenbereich und an den Beinen extrem auslegen oder auch am Oberkörper, dann kann fast schon von dieser Krankheit ausgegangen werden, sagt Sonja Wienkemeier. Außerdem bekommen die Frauen schon vom einfachen Anfassen blaue Flecken. Die Schmerzen werden mit jeder Gewichtszunahme stärker. Wie starker Muskelkater, sagt sie. Schlimm sei aber auch der psychische Druck. Sie schäme sich für ihre Figur.

    Doch Sonja Wienkemeier will sich damit nicht abfinden. Über die Bundesstelle für Selbsthilfe hat sie die Idee geboren, selbst etwas zu tun, zusammen mit anderen Frauen. In Lügde hat sie so bereits sechs Frauen gefunden, die mit ihr sich dem Problem stellen wollen. Gemeinsam in der Gruppe über die Krankheit reden, über Schwierigkeiten mit Ärzten oder Therapien oder sich gemeinsam stark machen. "In der Gruppe könnte es uns gelingen, weniger Scham zu haben. Wenn wir gemeinsam ins Schwimmbad gehen, dann ist der Schritt nicht so schwer sich den Blicken der anderen Besucher auszusetzen", sagt sie.

    Hilfe bekam Sonja Wienkemeier von den Paritäten in Detmold. Die Wohlfahrtsorganisation betreibt eine Kontaktstelle für Selbsthilfe. Sie kann helfen bei Öffentlichkeitsarbeit oder bei Vorträgen. Die Paritäten helfen auch bei der Akquise von Mitteln, um Veranstaltungen durchführen zu können, sagt Karin Marciniak, Ansprechpartnerin bei den Paritäten. Aber auch die Paritäten erhoffen sich durch die neue Selbsthilfegruppe in Lügde einen Anschub und ein positives Signal. Denn in den ländlichen Randgebieten sei es schwer, Selbsthilfegruppen zu initiieren, auch wenn Bedarf vorhanden sei.

    Allerdings müssen Sonja Wienkemeier und ihre Mitstreiterinnen noch eine Hürde nehmen. Sie suchen einen Raum, wo sie sich ungestört treffen können. Einmal haben sie sich in einem Hinterzimmer einer Gaststätte getroffen, doch das sei nicht optimal. Bisher haben sie allerdings trotz Hilfe der Stadtverwaltung nichts gefunden. Sollten sie keinen geeigneten Raum in Lügde finden, wäre auch ein Umzug ins benachbarte Bad Pyrmont denkbar. Allerdings würde Sonja Wienkemeier lieber in Lügde bleiben. Denn es sei wichtig, dass Frauen abends auch ortsnah den Treffpunkt erreichen können, damit sie die Möglichkeit zur Teilnahme haben. Wer also einen Raum zur Verfügung stellen kann oder eine Idee hat wird gebeten sich bei Sonja Wienkemeier zu melden (Telefon 05281/7944005 oder "sonjawienkemeier@web.de"). Weitere Informationen gibt es bei der Kontaktstelle für Selbsthilfe im Kreis Lippe, Schorenstraße 12, 32756 Detmold (Telefon 05231/561260 oder "selbsthilfe-lippe@paritaet-nrw.org").

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an