Detmold/ Horn-Bad Meinberg (lp). Ein bisschen schüchtern wirkte Marco Meyer, aber mindestens genauso stolz, einen Platz im Berufsleben gefunden zu haben. Er erzählte vom Arbeitsalltag als Maschinen- und Anlagenführer bei einem Bad Meinberger Unternehmen und freute sich, angekommen zu sein, als Teil der Mitarbeiterschaft einen Beitrag zu leisten.
Marco Meyer ist ein Jugendlicher, der als "nicht vermittelbar" galt und seit letztem Jahr an einem neuen Ausbildungsmodell der Arbeitsverwaltungen teilnimmt.
Bislang wurde für Jugendliche, die Schwierigkeiten hatten, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, die sogenannte "Integrative Benachteiligten-Ausbildung" angeboten. Dabei wurde der Nachwuchs in überbetrieblichen Einrichtungen ausgebildet, oft mit wenig Nähe zum Arbeitsmarkt und zum Praxisalltag des jeweiligen Berufs. Die Folge: Nur die wenigsten Jugendlichen fanden im Anschluss an diese Benachteiligten-Ausbildung auch einen Arbeitsplatz, die Arbeitgeber waren offensichtlich nicht von diesem Modell überzeugt. In den meisten Arbeitsverwaltungen wurden diese Maßnahmen deshalb inzwischen gestrichen. Um benachteiligte Jugendliche auf ihrem Weg in den Beruf trotzdem nicht allein zu lassen, soll nun ein neues Modell mehr Erfolg in der Vermittlung versprechen. Dabei werden die Elemente überbetrieblicher und betrieblicher Ausbildung kombiniert: Das erste Ausbildungsjahr absolvieren die Jugendlichen bei einem Bildungsträger. Dabei stehen nicht nur die notwendigen Ausbildungsinhalte auf dem Lehrplan. Mit den Jugendlichen wird auch an ihrer Sozialkompetenz sowie ihrer Kommunikations- und Konfliktbewältigungsfähigkeit gearbeitet. Das zweite Ausbildungsjahr sollen sie dann in einem Betrieb ableisten. Das gibt ihnen die Möglichkeit, den Praxisalltag kennen zu lernen und in den Beruf hineinzuwachsen. Am Ende steht der Abschluss mit Gesellenbrief. "Die kombinierte Benachteiligten-Ausbildung ist keine neue Maßnahme, sondern eine Ausbildung, bei der die Jugendlichen am Ende auf dem Arbeitsmarkt wettbewerbsfähig sind", erklärte Wolfgang Eidmann, Fachgebietsleiter für unter 25-jährige im Jobcenter Lippe, bei der Vorstellung des neuen Modells. Neun Jugendliche nehmen derzeit an der Kombi-Ausbildung teil, sechs der teilnehmenden Unternehmen haben den Jugendlichen bereits eine Übernahme nach der Ausbildung angeboten. Marco Meyer ist einer von ihnen. "Er ist ein motivierter und engagierter Auszubildender, der sich voll in unser Produktionsteam integriert hat", berichtete der Geschäftsführer des Bad Meinberger Unternehmens.. "Es gibt Jugendliche, die ein Handicap haben, deshalb sind sie aber nicht unbedingt schlecht. Man darf nur nicht vergessen, sie mitzunehmen", stellte er fest.
Dabei soll die Kombi-Ausbildung eine Win-Win-Situation sein: Die Jugendlichen absolvieren nicht nur eine Berufsausbildung, sondern erhalten auch die Chance, auf dem Arbeitsmarkt konkurrieren zu können und den Arbeitgebern zu zeigen, was in ihnen steckt. Die Unternehmen müssen ihrerseits die Kosten für das erste Ausbildungsjahr nicht tragen, können aber trotzdem wertvolle Fachkräfte ausbilden und für ihren Betrieb gewinnen. "Man redet heute viel vom Fachkräftemangel. Wir haben genug Jugendliche, wir müssen sie nur mitnehmen", stellte Landrat Friedel Heuwinkel klar.
Nachdem die Erfahrungen mit der Kombi-Ausbildung insgesamt für alle Beteiligten durchaus positiv ausfallen, ist ein zweiter Durchgang im kommenden Jahr bereits angesetzt. Im letzten Jahr startete die Kombi-Ausbildung noch nur für die Berufe Maschinen- und Anlagenführer sowie Bauten- und Objektbeschichter, im nächsten Durchgang sollen dann weitere hinzukommen.