STEINHUDE (mk). Handwerkskammerpräsident Karl-Wilhelm Steinmann hat bei seinem Besuch der Berufsmesse in der Graf-Wilhelm-Schule betont, wie wichtig es ist, zu vermitteln, dass das Handwerk jungen Menschen viele Möglichkeiten und Chancen bietet.
Gemeinsam mit Kreishandwerksmeister Thomas Hinze kam er bei einem Rundgang ins Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern. In einer anschließenden Pressekonferenz betonte Steinmann: "Es gibt so tolle Berufe im Handwerk."
Im Bezirk der Handwerkskammer Hannover gibt es noch 241 freie Lehrstellen, rund 70 verschiedene Ausbildungsberufe stehen zur Wahl.
Im Rahmen der Berufsmesse stellten sich viele verschiedene Gewerke vor, zahlreiche Betriebe hatten ihre Auszubildenden mitgebracht, die über ihre Erfahrungen berichteten. Ein Problem für das Handwerk ist laut Steinmann die schleichende Abschaffung der Hauptschule, aus deren Bereich die meisten Nachwuchskräfte rekrutiert werden. Hier müsse die Entwicklung der kommenden Jahre abgewartet werden. Ein weiteres Problem sehen er und Hinze darin, dass Politik und Eltern das Abitur bevorzugen, möglichst viele junge Menschen sollen studieren. "Wir müssen umschwenken vom Akademisierungswahn und den Mittelbau stärken", so Steinmann, "es können nicht alle Häuptling sein." Schon jetzt würden 90.000 Fachkräfte auf dem Energiesektor fehlen, die dringend für die Energiewende benötigt würden.
Und auch in anderen Branchen wird der Fachkräftemangel deutlich. Dabei biete das Handwerk sichere Arbeitsplätze mit Abwechslung und Perspektiven. Die vielen Möglichkeiten der Weiterbildung bis hin zum Studium müssten stärker bekannt gemacht werden. Kaum ein anderer Bereich biete darüber hinaus so gute Chancen, sich selbstständig zu machen, so Hinze.
Zudem sei es wichtig, die Jugendlichen früh an das Handwerk heranzuführen, beispielsweise durch Praktika und einen praxisorientierteren Unterricht, um Berührungsängste abzubauen. Durch Kooperationen von Betrieben mit Schulen und der Einbindung der Eltern könnte ein Umdenken eingeleitet werden. Leider fehlt es an Geld, um entsprechende Lehrtätigkeiten auch zu entlohnen, so Rektorin Regina Lies. Schon jetzt würde es an Mitteln für die Schulsozialarbeiter und den Berufseinstiegsbegleiter fehlen, deren Arbeitsverträge laufen Ende des Jahres aus. Und auch der Profilunterricht mit vier Stunden pro Woche sei nicht ausreichend, zumal es im technischen Bereich an Lehrern mit entsprechenden Kompetenzen mangelt.
Das Mentorenprogramm der Handwerkskammer gehe in die richtige Richtung, es sei aber schwierig gerade für kleine Unternehmen, regelmäßig jemanden abzustellen. Einig waren sich alle Beteiligten, dass Theorie und Praxis stärker verzahnt werden müssen, auch in der Lehrerausbildung, beispielsweise durch Praktika während des Studiums.
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