Noch wird an etlichen Stellen gerahmt, gesägt, gemalt, werden Erinnerungsstücke eingesammelt und alles im Blauen Salon der ‚Romantik Bad Rehburg’ aufgebaut. Stück um Stück fügt sich die Ausstellung zusammen. "Wir haben uns mit den Lebensgeschichten der Juden, die in unserer Stadt lebten, intensiv auseinandergesetzt", sagt Annekatrein Kleine, "Szenen, die uns besonders bewegt haben, sind nun bildhaft geworden." Szenen aus dem Alltagsleben der Juden innerhalb der Gemeinschaft der Stadt sind das zum einen. Zum anderen aber auch Szenen von Übergriffen, von Fluchten und auch von Zivilcourage während der NS-Zeit. Dass die Judenverfolgung nicht nur in Deutschland, sondern auch in Rehburg-Loccum stattgefunden habe, solle die Ausstellung zeigen, sagt Kleine. Und außerdem die große Frage aufwerfen, weshalb die Juden, die über Jahrhunderte in Rehburg und anderen Ortsteilen ganz selbstverständlich Nachbarn waren, wie überall anderswo auch flüchten mussten oder deportiert wurden.
In den weltpolitischen Zusammenhang bringt die Ausstellung manche der Geschehnisse in Rehburg-Loccum. Darüber hinaus zeigt sie aber auch die kleinen Dinge – wie etwa den Fußhocker von Emmy Goldschmidt, den sie nicht mit ins Konzentrationslager nehmen konnte. Oder die Uhr von Jakob Löwenstein, die seiner Familie aus dem KZ Buchenwald zurückgeschickt wurde, nachdem er dort erschlagen worden war.
Neben dieser Rehburg-Loccumer Ausstellung wird auch eine weitere stehen, die sich mit den Stätten jüdischer Kultur und Geschichte im Landkreis Nienburg auseinandersetzt. Zwei solcher Stätten sind in Rehburg erhalten geblieben: die ehemalige Synagoge und der jüdische Friedhof.
Zur Vernissage sind alle Interessierten willkommen, Führungen in kleinen Gruppen werden dort angeboten und als letzte Zeitzeugin aus der Rehburger Gemeinde wird die Jüdin Paula Calder anwesend sein. Die Ausstellung ‚Sie waren Nachbarn’ wird bis zum 9. November in der ‚Romantik Bad Rehburg’ gezeigt. Geöffnet ist bis Ende Oktober dienstags bis sonntags, 11 bis 18 Uhr, und ab November mittwochs bis sonntags, 13 bis 17 Uhr. Schulklassen und andere Gruppen können sich für Führungen unter (0 50 37) 13 89 anmelden.
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