1. Urbanes Leben in Stille

    "Geschlossene Ortschaft" im Eichenmüllerhaus

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    Lemgo-Brake (nr). Wie ein Überraschungsmoment liegt die Stille auf den szenischen Darstellungen der urbanen Räume. Straßen, Gebäude, Parkhäuser und Ladezonen erscheinen in zumeist sonntäglicher Verlassenheit herausgelöst aus dem gewohnten Blickwinkel und strahlen eine andächtige Stille aus. Die Hochdruckgrafiken des Leipziger Künstlers Harald Alff sind atmosphärische Geschichten von Ästhetik, Architektur und überlagernder Farbigkeit.

    Die "Stadtansichten", geprägt durch verschiedene Situationen, Tageszeiten und Lichtverhältnisse, stellt Alff zumeist in einem einzigen Farbdruck dar. Die Einfarbendrucke bestechen durch ihre Schlichtheit und überzeugen gleichzeitig durch die Komplexität der architektonischen Strukturen. Wie ein Blick durch verschiedenfarbige Brillen, erscheinen die Darstellungen von Straßenschluchten und Häusern einmal deutlich und klar umrissen und dann wieder trifft der Besucher auf verschwommen leuchtende Ansichten ebensolcher Strukturen. Faszinierend schön liegt dabei immer wieder die überraschende Stille auf den Grafiken, als würde der urbane Raum für den Augenblick des Betrachtens die Luft anhalten und Hektik und Betriebsamkeit aus dem Gedächtnis löschen.

    Die großformatigen Grafiken, vorwiegend Parkhäuser und Parkdecks von Harald Alff wirken neben den Hochdrucken der "Stadtansichten" beinahe entfesselt. Hier ist jede Arbeit des Holzschnittdruckes ein Unikat. Von Hand mit bis zu sieben Druckgängen in unterschiedlichen Farbabstufungen gedruckt, bekommen die Darstellungen eine große Feinheit, die beim Holzdruck sonst so nicht vorkommen.

    "Nach der Wende waren diese Orte für die aus dem Boden gestampften Einkaufszentren explosionsartig entstanden und brachten eine ganz eigene Ästhetik mit. Pragmatisch und ohne stimmige Proportionen, haben mich gerade diese Orte gereizt", erklärte der Künstler.

    Für ihn entsteht durch die feine Linienführung, ein abruptes Wegbrechen von Übergängen und eine großporige Oberflächenstruktur eine "Poesie der Fläche". Tatsächlich erinnern diese Arbeiten im Wesen an Malerei, nehmen mit ihrer einzigartigen Struktur den Betrachter gefangen und entwickeln ein Eigenleben, dass es zu ergründen gilt.

    Die Begeisterung an grafischen Arbeiten entstammt zum einen der alten Tradition Leipzigs, als einer der beiden bedeutendsten Städte des Buchdruckes, als auch der Prägung durch die Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, wo er studiert hat. Gemeinsam mit anderen Künstlern hat er in seiner Heimatstadt eine Galerie und Werkstatt für Holzschnitt und Holzdruck gegründet, um dem Hochdruck eine Plattform inmitten des zeitgenössischen Kunstmarktes zu geben.

    Im Rahmen der Vernissage am Sonntag wurde zusätzlich die Lieblingsausstellung aus 25 Jahren Galeriegeschichte bekannt gegeben.

    Die beiden dritten Plätze teilen sich die Ausstellungen von Anja Ganster im Jahr 2009 und Slaver Seidel in 2013. Den zweiten Platz belegte Justine Otto ebenfalls in 2013 und den ersten Platz kann die Ausstellung von Markus Keuler für sich in Anspruch nehmen.

    Die Teilnehmer, die mit der Wahl ihrer Lieblingsaussstellung richtig lagen und deren Namen gezogen wurden, dürfen sich über die Zusendung je einer Grafik des Künstlers Wilhelm Niemüller freuen.

    Die Arbeiten von Harald Alff werden bis zum 26. Oktober zu sehen sein. Öffnungszeiten sind Donnerstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr.

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