1. Ist das die Liebe?

    Katalin Zsigmondy und August Zirner

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    Detmold (js). Tiefe Einblicke in den Alltag der Ehe gewährten das Schauspielerehepaar Katalin Zsigmondy und August Zirner, die vor gut 100 Gästen im Sommertheater mit einer szenischen Lesung in die Rollen der Eheleute Tolstoi schlüpften.

    Die Grundlage für das Stück "Ist das die Liebe?" boten die Tagebücher und Briefe der Eheleute Tolstoi, die die Dramaturgin Andrea Clemen skizzenhaft zusammengetragen hat. Entstanden ist daraus ein teils heiteres und manchmal verstörendes Panorama eines langen Ehelebens und der ewigen Suche nach der Liebe.

    Gerade mal 18 ist Sofja als sie sich in den, mit 34 Jahren fast doppelt so alten, Grafen Lev Nikolajewitsch Tolstoi, zu dessen bekanntesten Werken "Krieg und Frieden" und "Anna Karenina" zählen, und "den sie liebevoll als "alten Narr" bezeichnet, verliebt und er sich in sie.

    Ihr Empfinden von Liebe füreinander ist unbefangen und voller Glückseligkeit und sie entscheiden sich für die Ehe. "Noch nie habe ich mir die Zukunft mit einer Frau so glücklich vorgestellt", beschreibt der eher kühle Tolstoi seine Gefühle zu Sofja.

    Doch 48 Ehejahre und 13 Kinder später möchte er nichts weiter als aus dieser "Hölle" der Ehe fliehen. Die unbeschwerte Liebe ist schon lange verflogen. Zu unterschiedlich sind ihre Vorstellungen des Lebens, er zieht das asketenhafte, dem von Luxus überhäuften vor, sieht er doch tagtäglich das Elend der Armut vor seiner Tür, wohingegen sie die Vorzüge des bourgeoisen Lebens genießt. Schon das Bühnenbild der Lesung zeugt von gewisser menschlicher Kühle: Zwei Tische, nebeneinander stehend und doch weit genug voneinander entfernt, um Distanz zu wahren. Katalyn Zsigmondy und August Zirner führen dabei ihre Monologe, die ab und an miteinander kommunizieren und doch spricht jeder für sich selbst. Die Zuschauer erfahren so die Sicht der Dinge aus zwei Blickwinkeln. Gerade deshalb steht die Lebensgeschichte der Tolstois für eine zeitlose Parabel der ewigen und oft vergeblichen Suche der Menschen nach Liebe, Anerkennung und Verständnis.

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