Kreis Lippe. Anlässlich des Erntedankfestes sagen die Bauern traditionell Dank für die eingebrachte Ernte und den Ertrag ihrer Arbeit. Die Bilanz der Landwirte ist allerdings unterschiedlich. "Wir Bauern haben wieder einmal erfahren, wie abhängig die Landwirtschaft vom Wetter ist", erläutert der Vorsitzende des Lippischen Landwirtschaftlichen Hauptvereins Dieter Hagedorn. Es war ein ungewöhnliches Jahr. Selten fiel die Ernte regional so unterschiedlich aus, teilweise war sie extrem schwierig und nervenaufreibend. Während die einen mit einem blauen Auge davon gekommen sind, machten in anderen Teilen des Kreises Lippe die widrigen Witterungsbedingungen den Landwirten erheblich zu schaffen. "In diesem Jahr ist es mal wieder anders gekommen, als mancher gedacht hat", erläutert der Vorsitzende. Der Winter war Fehlanzeige, auch das Frühjahr mild, mitten in die Getreideernte dann Regen. Die früh gestartete Ernte gestaltete sich durch immer wiederkehrende, zum Teil ergiebige Niederschläge zu einer Hängepartie. Das Getreide konnte teilweise nicht zum optimalen Zeitpunkt, oft nur mit höheren Feuchtegehalten, gedroschen werden. Zahlreiche Felder waren stark durchweicht und damit schwer befahrbar. Hagedorn: "In einigen Teilen des Kreises zog sich die Ernte bis Mitte September hin." Als besonderes Problem sei in diesem Jahr noch hinzugekommen, dass die Starkniederschläge in einigen Regionen die Getreidehalme flach an den Boden gedrückt hätten. "Neben einem erheblich höherem Ernteaufwand ging dieses zu Lasten der Qualität", berichtet der Vorsitzende. Bei der Wintergerste, liegen die Erträge im guten Durchschnitt, schwanken jedoch regional. Ähnlich sieht es bei den Roggen-, Triticale- (Kreuzung aus Weizen und Roggen) und Haferbeständen aus, die bis Juli gedroschen werden konnten: Hier sind die Bauern mit der Ernte weitestgehend zufrieden. Ab Juli ist es bei den durch Regen beeinträchtigten Beständen zu sinkenden Qualitäten gekommen. Vor allem der Weizen hat unter den widrigen Witterungsbedingungen gelitten, er konnte teilweise nur mit schlechten Qualitäten geerntet werden. Die Rapsernte zeigt mittlere bis gute Erträge, doch auch hier mit regionaler Spannbreite. Die Erlöse müssten aus landwirtschaftlicher Sicht wesentlich besser sein. Die Getreide- und Rapspreise liegen aufgrund der weltweit gut versorgten Lage etwa 20 bis 30 Prozent unter Vorjahr, und damit oft unter Herstellungskosten.
"Große Ernte, geringe Preise - nicht nur bei Getreide und Raps, sondern auch bei der Kartoffelernte", erläutert Hagedorn. Die Qualitäten sind hier durchwachsen aufgrund von Krankheiten durch die feucht, warme Witterung. Zudem fallen die Knollen besonders groß aus, so dass sie sich im Speisebereich nur sehr schwer vermarkten lassen. Bei den Herbstfrüchten hoffen die Landwirte auf einen guten Ertrag, sowohl beim Mais als auch bei den Zuckerrüben. Sie hatten für das Wachstum gute Wetterbedingungen. Allerdings fehlte bei den Rüben für gute Zuckergehalte die Sonne. Hagedorn: "Nach dem gefühlten Dauer-Schlechtwetter hoffen wir alle noch auf einen schönen Herbst mit sonnigen Tagen, nicht nur für die Zuckereinlagerung, sondern vor allen für das persönliche Wohlempfinden."
Der Vorsitzende abschließend zur Stimmung der heimischen Landwirte: Sie habe sich aufgrund sinkender Erzeugerpreise für Getreide, Milch und Fleisch im Verlauf des Jahres 2014 merklich abgekühlt. "Auch die Russlandkrise hat leider oft mehr Einfluss auf unsere Preise als nötig", erläutert Hagedorn. Er verdeutlicht, dass die Landwirte zuverlässige politische Rahmenbedingungen bräuchten, die eine nachhaltige betriebliche Planung ermöglichten. "Mehr Auflagen führen dazu, dass vor allem kleinere Höfe diese nicht leisten können", ergänzt Hagedorn. Planungssicherheit wird zum Beispiel durch die Ausgestaltung der EU-Agrarreforn zum Erliegen gebracht. "Bis heute, mitten in der Aussaat, fehlen grundlegende Details, beispielsweise für das Greening. "So ist nicht kalkulierbar, was uns ein passender Zwischenfuchtanbau kostet", betont Hagedorn. "Der Berufsstand appelliert an Bund und Länder, die Regelungen dringend zu beschließen, damit die Bauern endlich Klarheit über die Vorgaben hätte.