Lemgo-Lieme (nr). Der Steinhof in Lieme ist um eine Erinnerung an Lemgos bekanntesten Sohn reicher. Ein vor Jahren gefundener Gedenkstein für den Lemgoer Arzt und Japanreisenden Engelbert Kaempfer konnte jetzt der Öffentlichkeit übergeben werden. Dabei wurde der Steinfund gleichzeitig im wahrsten Sinne des Wortes auch zum "Stein des Anstoßes".
Über Umwege kam der Gedenkstein in die Hände von Fachkundigen. 2010 war er, in zwei Hälften zerbrochen, bei Bodenarbeiten zwischen der Grundschule und dem Bürgerhaus in Lieme gefunden worden. "Der Stein hat dank des Engagements vieler Lemgoer Bürger einen würdigen Platz gefunden", lobte Bürgermeister Dr. Reiner Austermann. "Damit wird ein schöner Erinnerungspunkt an Engelbert Kaempfer und sein Werk geschaffen."
Im Vorfeld gab es kritische Hinweise, der Stein könne aus der Zeit des Nationalsozialismus stammen. Dr. Austermann bejahte, dass die Nationalsozialisten seinerzeit alles für sich missbraucht, skrupellos vereinnahmt und dies auch bei Engelbert Kaempfer versucht hätten. Für alle Beteiligten erscheint es daher umso bedeutender, durch die Ehrung Kaempfers und seine so weltoffene Geisteshaltung ein Zeichen gegen den menschenverachtenden Rassenwahn der Nationalsozialisten zu setzen. "Möge der Stein an einen großen Lemgoer erinnern, der mit seiner respektvollen Grundhaltung gegenüber anderen Kulturen Vorbild bis zum heutigen Tag ist", wünschte sich der Bürgermeister.
Der Gedenkstein ist offensichtlich eine alte Seemannsgrabplatte, was Auswaschungen auf der Oberfläche belegen, wie Initiator Karl-Rochus Kintscher erklärte. Neben der Aufschrift "Hier schuf Kaempfer" sind ein Segelschiff, darunter ein Fabelwesen – eine "Windbraut" – und ein alles umfassendes Tau eingemeißelt. Die alte Inschrift ist kaum noch zu erkennen.
Mithilfe der Gemeinde Lieme und verschiedener Sponsoren ist der Stein restauriert und um drei Jahreszahlen ergänzt worden. 1694, das Jahr, in dem Engelbert Kaempfer auf den Steinhof kam, 1716 ist er eben dort gestorben und 2014 wurde der Stein neu aufgestellt.
Wer den Gedenkstein geschaffen hat und wer ihn zerstören wollte, ist unklar. Es gibt zur Zeit nicht viel mehr als Hypothesen. Jetzt beginnt die eigentliche Forschungsarbeit, anhand einiger weniger Hinweise Licht ins Dunkel zu bringen.