1. Jeder Tag eine neue Herausforderung

    Landkreis sagt Danke bei Pflegefamilien / Große Unterstützung für Eltern

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    LANDKREIS (us). "Mama, darf ich noch Popcorn?", fragt der siebenjährige Michael und selbstverständlich darf er sich seine Papiertüte noch einmal mit den süßen Maiskörnern füllen. Währenddessen sitzt Justin auf einer Art Liegefahrrad und tritt kräftig in die Pedalen. Mit Muskelkraft dreht der Junge so ein kleines Karussell auf dem Belinda gerade auf einem Trecker sitzt und ihre Runden dreht. Am Glücksrad gibt es Süßigkeiten zu gewinnen, auf der Hüpfburg wird getobt und am Bastelstand stellen die Kinder ihre Kreativität unter Beweis.

    Es ist ein buntes Familienfest, das am JbF-Centrum auf dem Bückeberg gefeiert wird. Es sind besondere Familien, die hier der Einladung des Landkreises Schaumburg gefolgt sind – alles sind Pflegefamilien, die ein oder mehrere Pflegekinder in unbefristeter Vollzeitpflege oder Übergangspflege aufgenommen haben. "Wir laden einmal pro Jahr zu diesem Familienfest ein und möchten so gegenüber den Pflegeeltern unseren Dank und unsere Wertschätzung ausdrücken", erklärt Christel Kohlmeier-Ashfaq vom Pflegekinderdienst des Jugendamtes des Landkreises Schaumburg. Gemeinsam mit ihren Kollengen Mark Schraps und Jürgen Schuba ist sie für den Pflegekinderdienst tätig. "Wir werben Pflegeeltern an, bereiten sie auf ihre Aufgaben vor, überprüfen die Bedingungen in den Familien, begleiten, beraten und betreuen", so Kohlmeier-Ashfaq.

    Rund 120 Kinder leben derzeit in unbefristeter Vollzeitpflege im Landkreis. "Die meisten Kinder bleiben in den Pflegefamilien. Unter 10 Prozent können zu ihren leiblichen Eltern zurück", sagt Schraps. Die Pflegekinder kommen aus psychosozial belasteten Familien, oft sind die Eltern mit der Betreuung der Kinder überfordert, Suchterkrankungen wie Drogen- oder Alkoholmissbrauch gehören zu den Gründen. "Viele unserer Pflegekinder sind Verhaltensauffällig oder entwickeln sich mit Verzögerung", erklärt Kohlmeier-Ashfaq. Zunächst würde den Eltern ambulante Hilfe angeboten. Sie können zum Beispiel einen Antrag auf Erziehungshilfen stellen, aber wenn das nicht ausreicht, ist die Pflegefamilie besser für die Kinder.

    Eltern, die ein Pflegekind aufnehmen möchten, müssen sich dazu mit dem Pflegekinderdienst in Verbindung setzen. Sie erhalten Schulungen und werden auf die schwierige Aufgabe vorbereitet. Sie sollten dem Kind ein eigenes Zimmer bieten können, in einer tragfähigen Beziehung leben und alle Familienmitglieder müssen mit der Aufnahme eines Pflegekindes einverstanden sein. Außerdem müssen die Pflegefamilien mit den Herkunftsfamilien, also den leiblichen Eltern, in Kontakt bleiben.

    "Das ist oft nicht unproblematisch", sagt Schuba.

    Bei Familie Jenz ist das bestens gelungen. "Wir haben damals eine Anzeige in der Zeitung gelesen, dass der Landkreis Pflegeeltern sucht", erzählt Bärbel Jenz. Sie hat sich mit ihrem Ehemann Thorsten abgesprochen und beide konnten sich vorstellen, ein Pflegekind aufzunehmen. Ihre Tochter Jacqueline war zu dem Zeitpunkt drei Jahre als.

    Bärbel und Thorsten Jenz bewarben sich, nahmen an den Schulungen teil und bekamen zunächst ein Kind zur "Kurzzeitpflege" für fünf Wochen. Kurz danach bekamen sie Pierre, der zu dem Zeitpunkt ein gesundes Baby war. "Er später stellte sich heraus, dass Pierre geistig behindert ist, aber das war für uns selbstverständlich kein Grund, ihn wieder wegzugeben", erzählt Bärbel Jenz. "Wir hatten einmal ja gesagt und dann bleibt das auch so", stellt Thorsten Jenz dazu fest. Es sei nicht immer einfach gewesen, "aber man wächst ja mit der Aufgabe". Nur zwei Jahre später kam dann noch Michael zur Familie Jenz. Heute sind die Jungen 9 und 7 Jahre alt und auch wenn die Kinder – wie alle Geschwister – einmal streiten, so sagt auch Jacqueline aus fester Überzeugung: "Ich finde es gut, dass ich zwei Brüder habe. So ist man nicht allein. Obwohl ich lieber eine Schwester hätte."

    An eine Adoption denken die Eheleute Jenz nicht. "Das wäre völlig verrückt. So läuft alles Wichtige über einen Vormund und der hat, vor allem wenn es um gesundheitliche Belange geht, viel mehr Möglichkeiten", sagt Vater Jenz. "Auch finanzielle Gründe würden dagegen sprechen. Für unsere Pflegekinder bekommen wir schließlich Geld", stellte Mama Jenz ehrlich fest.

    Und dann muss die Familie schnell in die Halle, denn dort steht jetzt noch ein Puppentheater an. Bernd Linde vom Figurentheater "Die roten Finger" und seine große Puppe Willi Winzigmann, entführen die Kinder und Eltern auf eine Reise nach Brasilien. "Ricardo in Rio" heißt das Stück, dass alle in seinen Bann zieht.

    Wer Interesse hat, ein Pflegekind aufzunehmen, kann sich völlig unverbindlich an den Pflegekinderdienst des Landkreises Schaumburg wenden. Christel Kohlmeier-Ashfaq, (05721) 703-8311, Mark Schraps, (05721) 703-8326 und Jürgen Schuba, (05721) 703-8327 freuen sich über Anrufe von Interessenten.

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