1. Münzen, Fibeln und Orakelstäbe

    Ein Jahrtausend an der Mittelweser / Neue Ausstellung im Rehburger Heimatmuseum

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    REHBURG (jan). Archäologische Funde an der Mittelweser, die Aufschluss über das 1. Jahrtausend nach Christus geben, werden ab Sonntag, dem 28. September, im Rehburger Heimatmuseum gezeigt. "Münzen, Fibeln, Orakelstäbe" ist der Titel der Ausstellung.

    "Zu diesem ersten Jahrtausend nach Christus kann man hier viel nachvollziehen", sagt Jens Berthold und erklärt anhand der zwölf Tafeln der Ausstellung im Schnelldurchgang 1000 Jahre Geschichte. Der Kommunalarchäologe, der für die Landkreise Nienburg und Schaumburg zuständig ist, beginnt bei der Militärpräsenz der Römer im Mittelweserraum, geht weiter zu den Karolingern, die das erste Staatsgebilde im Raum der Sachsen gründeten, erzählt von Germanen, die sich in der römischen Fremdenlegion verdingten, und vom Germanen Mangnentius, der sich zum römischen Kaiser krönen ließ. Weiter geht Berthold zu Tier-Darstellungen der Germanen, die auf Metallfunden nachvollzogen werden können, erläutert, weshalb manches davon keltisch anmutet, und zeigt, wie anhand von Schmuckfibel-Funden nachgewiesen werden kann, dass die Angeln und die Sachsen bereits früh eine Verbindung nach England hatten.

    Die Geschichtsschreibung auf den Tafeln basiert auf vielfachen Forschungsergebnissen – und nicht zuletzt auf Funden, die Archäologen aus der Erde geholt haben. Genau solche Funde machen den zweiten Teil der Ausstellung aus. Sie zeigt einen Teil dessen, was Berthold gemeinsam mit den Hobby-Archäologen Volker Koch, Ronald Reimann, Jürgen Rieger, Vassili Efstratiadis und Heinz-Dieter Freese seit 2011 gefunden hat. Emailfibeln sind ebenso darunter wie fein gearbeitete Schmuckstücke mit mehrfarbigen Glasarbeiten. Teile von Pferdegeschirr, Fingerringe, Knöpfe, ein Würfel und Gürtelbeschläge sagen nicht nur etwas über die Ausrüstung früherer Zeiten aus, sondern sprechen auch davon, wo sich Streitmächte zu unterschiedlichen Zeiten aufhielten. Unspektakulär sehen kleine Metallstäbe mit sternförmigen Punzungen an den Enden aus – das seien aber vermutlich Orakelstäbe, die von Magiern oder ähnlichem verwendet worden seien, um daraus die Zukunft zu lesen, sagt Berthold. Golden glänzend sticht hingegen eine Münze aus der Vielzahl der Funde heraus: sie gibt Aufschluss über jenen Kaiser Mangnentius.

    Möglich geworden sei die Ausstellung zum einen durch die Arbeit der Hobby-Archäologen, zum anderen auch durch Fördermittel vom Landschaftsverband Weser-Hunte und der Sparkassen-Stiftung Nienburg, erklärt Berthold. Nachdem sie erstmals im Museum in Hoya gezeigt worden sei, komme sie nun in einem weiteren Gebiet aus dem die Funde stammten, zum Tragen. Fritz Mackeben, der als Vorsitzender des Rehburger Bürger- und Heimatvereins quasi das Hausrecht im Rehburger Heimatmuseum hat, hebt hervor, dass das Museum unter anderem durch diese Ausstellung immer mehr auch archäologisch an Bedeutung gewinne.

    Eröffnet wird die Ausstellung am Sonntag, 28. September, 11 Uhr, wenn im Heimatmuseum auch ein Aktionstag mit altem Handwerk beginnt. Ein weiteres Highlight an diesem Tag wird der Besuch einer Restauratorin sein, die sich bei ihrer Arbeit an den Funden über die Schulter schauen lassen wird. Nach dem Aktionstag ist die Ausstellung bis Ende Oktober an jedem Sonntag, 15 bis 18 Uhr, zu sehen. Informationen zu der Ausstellung werden die Hobby-Archäologen geben.

    Foto: jan

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