1. "Wir haben Angst vor Monsterrädern!"

    Bürgerinitiative "Hülseder Gegenwind" bündelt Proteste und sammelt Unterschriften / Rund 130 Zuhörer anwesend

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    HÜLSEDE (al). Die Hülseder Bürgerinitiative "Gegenwind" sieht sich in ihrem Protest gegen den möglichen Bau von Windkraftanlagen in der Gemarkung oberhalb des Dorfs bestätigt. Vor rund 130 Zuhörern referierten Mitglieder der Gruppe über Gründe, die aus ihrer Sicht gegen die Investition sprechen. "Wir haben Angst vor diesen Monsterrädern", summierte Pressesprecher Egbert Gelfert den Inhalt der Vorträge. In ausliegenden Protestlisten trugen sich noch vor Schluss der Veranstaltung 115 Anwesende mit Namen und Adresse ein.

    Wie berichtet, gründete sich der Kritikerkreis nach einem Informationsabend eines Investors und interessierter Grundstückseigentümer über mögliche Vorteile eines "Bürgerwindparks" in der Gemarkung. In der Initiative sind unter anderem zwei Mediziner, eine Juristin, ein Naturschutzexperte sowie Ingenieure vertreten.

    Auf besonders anschauliche Weise formulierte Eckhard Arndt seinen Protest gegen das Vorhaben. Anhand von Modellen zeigte er die Größendimensionen eines Hülseder Einfamilienhauses zu den Windrädern auf, die am hundert Meter höher über dem Dorf gelegenen Süntelhang entstehen sollen und bis zu 198,5 Meter in den Himmel ragen würden: "Da macht sich sogar der Kölner Dom mit seinen 150 Metern spargelhaft aus", befürchtete Arndt. Die Rotorblätter der riesigen Anlage würden aufgrund ihrer Länge über eine Fläche von fünf Morgen schwingen.

    Die möglichen gesundheitlichen Gefährdungen zeichnete Dr. Hans-Walter Krannich auf und beleuchtete insbesondere den in Deutschland noch weitgehend unerforschten "Infraschall". Dagegen sei in den USA bereits vor fünf Jahren das "Wind-Turbine-Syndrom" in medizinischen Fachkreisen beschrieben worden – mit der Folge, dass der Staat Schutzzonen rund um Windparks ausgeweitet haben. Krannich belegte seine Ausführungen mit zahlreichen Zitaten aus der Literatur.

    Birgit Brüninghaus warnte vor Wertverlust von Grundstücken. Schon in der jetzigen Situation müsse beim Verkauf eines Hauses auf die mögliche Beeinträchtigung hingewiesen werden, um spätere Schadensersatzforderungen zu vermeiden. Zugleich beklagte sie, dass in der Windräderfrage die Bevölkerung durch den Gesetzgeber allein gelassen werde: "Am Ende muss die Gemeinde und damit der Bürger über die Zulässigkeit vor seiner Haustür entscheiden."

    Einen höheren Schutzstatus für den bisher nur als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesenen Bereich verlangte der Fauna- und Flora-Experte Martin Höhle. Er habe bereits eine Vielzahl seltener Tiere und Pflanzen nachgewiesen und werde dies für weitere Lebewesen tun. Als Beispiele nannte er eine endemische Art von Bachforelle, die bislang nur im hiesigen Gewässer zu finden sei, sowie der bereits streng geschützte Schwarzspecht, seltene Fledermausarten sowie der scheue Feldhamster.

    Thomas Meierkordt zeichnete technische Aspekte des Windräderbaus auf: Pro Anlage würden 7000 Tonnen Beton durch 900 Lkw-Fahrten benötigt, habe er errechnet. Allein das zwölf Meter tiefe Fundament mit einem Durchmesser von 30 Metern erforderte 3500 Tonnen. Der für den Schwerlastverkehr notwendige Straßen- und Wegebau müsse zusätzliche Beachtung finden. In der sich anschließenden Diskussion meldete sich der mögliche Betreiber der Anlagen, Manfred Meyer-Gattermann, zu Wort, widersprach den Ausführungen zum Infraschall und betonte, mit der Gemeinde und ihrer Bevölkerung "einen Konsens" finden zu wollen: "Auch kleinere Anlagen sind möglich." Unruhe kam auf, als eine Einwohnerin ein Schreiben in die Höhe hielt, das die Betreiberfirma am selben Tag offenbar nur in Teilen des Dorfes verteilen ließ: Den Vertretern der Bürgerinitiative war der Brief nach eigenen Angaben unbekannt.

    Für die Samtgemeinde Rodenberg verwies der ständige Vertreter des Samtgemeindebürgermeisters, Jörg Döpke, auf den derzeit in der Diskussion befindlichen Flächennutzungsplan-Entwurf. Darin sei das in Rede stehende Landschaftsschutzgebiet nicht "als Konzentrationsfläche für Windkraft" ausgewiesen. Der Initiative bescheinigte er das "gute Recht, sich bürgerschaftlich zu engagieren".

    Gelfert hatte bereits zum Beginn des Abends erklärt, dass der "Hülseder Gegenwind" nicht gegen erneuerbare Energien und auch nicht gegen Windkraft sei. Doch solche Einrichtungen würden sich in Schutzgebieten und nahe enger Wohnbebauung verbieten. Krannich befasste sich im Verlauf seines Vortrags ebenfalls mit dem schwierigen Nebeneinander beider Interessenlagen: "Aber es kann nicht sein, dass Windkraft in Hülsede abgelehnt wird und das dann Feggendorf ausbaden soll." Auch dort geht – wie berichtet – die Sorge um, dass in der Gemarkung ein Windpark entstehen könnte.

    Unterdessen hat die Hülseder Initiative ihre Unterschriftensammlung ausgeweitet. In allen drei Ortsteilen werden derzeit die Haushalte besucht.

    Foto: al

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an