Lügde (afk). Was haben ein Kartenspiel, vier Coladosen und ein aufblasbarer Ball gemeinsam? Sie sind wichtige Utensilien für Ingo Oschmann, der mit seinem (Vor-)Premierenprogramm die neue Saison "Kultur im Kloster" eröffnete. Die fünf Sinne (Riechen, Schmecken, Sehen, Hören und Fühlen) hat der Entertainer und Comedian gekonnt in sein zweistündiges Programm verpackt.
"Das Programm ist noch im Entstehen, betrachtet euch daher als Rohdiamanten, ihr Lügder", bittet er gleich zu Beginn um Rücksicht, nimmt dann aber sein Publikum mit auf besondere Herausforderungen. Zustimmung erhält der Neu-Düsseldorfer ("Ich komme aus Bielefeld – ich kenne Mitleid") für die vielen Herausforderungen und Probleme bei einem Umzug. Die übliche Rollenverteilung Mann/Frau beim Teppichverlegen oder bei Elektroanschlüssen lassen die einen grölen, andere nicken zustimmend. Das Eis (im Lipperland ist dies manchmal ganz schön dick) schmilzt zu diesem Zeitpunkt sehr schnell.
Ungläubiges Staunen, als er dem studierten Ehepaar Martin und Martina aus Brevörde per Hypnose das Lesen nimmt und sie per Fingerschnipsen zurück in das Leben holt. Und als just in diesem Moment lautes Donnergrollen aufgrund eines schweren Gewitters sein Handeln bestätigt, da legt sich Ingo Oschmann vor Lachkrampf auf die Bühne: "Ihr Lügder seit klasse, ihr habt gute Verbindungen".
Er ist ein Medienprofi durch und durch, spielt mit seinem Publikum, indem er deren Aufmerksamkeit immer wieder fordert. Insgesamt 14 Besucher kommen als Mitspieler an diesem Abend auf die Bühne. Sie stehen gern mit ihm im Rampenlicht, wissen sie doch, dass sie ernst genommen werden.
Das weiß auch der 14-jährige Florian aus Lemgo, der sich mit einem russischen Roulette gegen den Künstler behaupten muss. Eine von vier Cola-Dosen muss er schütteln, dann öffnet jeder nacheinander eine Dose und hält sie dem anderen über den Kopf. Dass erst die vierte Dose "scharf" ist – Zufall oder Zauberei?
Zuvor hatte sich Oschmann mit seiner Eltern/Kindzeit mit zahlreichen bekannten Aussagen auseinander gesetzt und Zustimmung von seinen Fans bekommen. "Solange du deine Füße unter meinen Tisch setzt…" oder "Es wird gegessen was auf den Tisch kommt" sollen noch heute am Selbstvertrauen des Entertainers nagen. "Soll Ingo es euch noch einmal donnern lassen?" seine Frage auf ein wenig ungläubig dreinschauende Besucher. Und prompt kam die Antwort von oben mit kräftigem Donnergroll. Das wird ihm bei seinen nächsten Liveauftritten fehlen. Und vielleicht wird er den Halbsatz einbauen "…in diesem Moment waren die Lügder besser drauf".
Das Eis war auf jeden Fall endgültig gebrochen und Ingo Oschmann holte zum großen Finalschlag aus. Er hasst das Internet, verteufelt Facebook, sagt Amazon den Kampf wegen der Vernichtung von Arbeitsplätzen an, zeigt aber auch kein Verständnis für unmotivierte Schuhverkäuferinnen.
Sein Programm ist abwechslungsreich, lässt sein Publikum immer wieder grölen, aber auch staunen über gelungene Konzentrations- und Gedächtnisübungen. Er sei noch in der Findungsphase, daher falle die geforderte Zugabe aus. Aber natürlich hat er mit seiner Lieblingsspaßwette adäquaten Ersatz im Gepäck. Während er redet und frozzelt, faltet und zupft er solange an einem Handtuch herum bis er seinem begeisterten Publikum ein Grillhähnchen serviert.
Ingo Oschmann jongliert zwischen Zauberei, Magie und Comedy und zieht sein Publikum dabei in seinen Bann – eben ein ausgezeichneter Entertainer, der gern wiederkommen darf. Dann aber werden ihm Blitz und Donner verwehrt sein.