Detmold (nr). Von richtigen Gedanken geleitet, ist und bleibt der Mensch doch immer manipulierbar. Ein Beweis, den das Landestheater Detmold mit Tom Lanoyes "Mefisto forever" zur Aufführung bringt. In der freien Bühnenfassung nach Klaus Manns Roman "Mephisto" geht es um den zweifelhaften Aufstieg eines Schauspielers. Kunst und Wahrheit verenden in den Fängen von Korruption und Machtmissbrauch. Das Sehnen des Protagonisten nach dem wahren, unbestechlichen Charakter der Kunst verliert sich im Netz eines korrupten, manipulierenden Systems. Premiere ist am Freitag, 26. September, im Landestheater. Während Klaus Mann in seinem Roman "Mephisto" die Figur und den Aufstieg des realen Schauspielers Gustaf Gründgens (bei ihm Hendrik Höfgen) nachgezeichnet hat, der unter dem nationalsozialistischen Regime seine Karriere anstrebte, wollen Regisseur Andreas Nathusius und Dramaturg Christian Katzschmann vom Landestheater nicht das Leben Gründgens abbilden und entfernen sich vom geschichtlichen Hintergrund. Sie nehmen die Fassung von Tom Lanoye zum Anlass, die Zeitlosigkeit des Themas in ihrer Offenheit durch verschiedene Konstellationen zu betrachten. Lanoyes Version spielt komplett auf der Bühne des Staatstheaters, zu dessen Intendanten die Nazis Kurt Köpler (bei Klaus Mann Hendrik Höfgen) gemacht haben. Anfangs glaubt und hofft er, den Mittelweg zwischen eigener Wahrheit und Eitelkeit und der Systemtreue zu finden und wird am Ende doch nur eine Marionette eben dieses Systems. In der neuen Inszenierung verschwindet der geschichtliche Hintergrund. Es geht vielmehr darum, wie sehr Kunst und Leben gerade im Theater miteinander verwoben sind, Es gibt, anders als bei Klaus Mann, keine zeitliche Festlegung, keinen offensichtlichen Rückblick in die Vergangenheit. Der Zuschauer soll eine gewisse Abstraktion erfahren und – ähnlich einem Spiegelkabinett – die szenischen Darstellungen reflektieren können. Entrückt von fest umrahmten Vorgaben, wird dem Publikum ein gewisses Maß an Leistung und Offenheit abverlangt werden. Die Premiere ist am Freitag, 26. September, um 19.30 Uhr im Landestheater. Die weiteren Vorstellungen in diesem Jahr sind am 1., 4., 10. und 18. Oktober, am 2. und 20. November, sowie am 15. und 29. Dezember. Eintrittskarten sind im Vorverkauf an der Theaterkasse erhältlich.
-
Eine zweifelhafte Karriere
Landestheater riskiert einen Blick auf die Wahrheit in der Kunst
Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum