1. Grillfest dient der Völkerverständigung

    Sprache ist ein großes Problem / Ex-Lehrer hat Ehrenamt angekündigt / Ängste abbauen / Sprechstunde

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    MEINSEN (wa). Wer es selbst erlebt hat, weiß wie schwer es ist: Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie es war, als ich mit Anfang 20 Jahren nach Griechenland geflogen bin um dort in einem Hotel als Animateurin zu arbeiten. Ein bisschen Englisch, sonst eben mit Händen und Füßen sprach ich mit den Griechen. Das war okay. Viel schlimmer war es mit meinem Team. Acht Belgier. Die meiste Zeit sprachen sie flämisch. Nein, eigentlich immer. Ich verstand kein Wort. Fühlte mich ausgegrenzt. Wenn gelacht wurde, lachte ich eben mit. Aber lange habe ich es dort nicht ausgehalten. "Die deutsche Sprache ist sehr schwierig. Und man muss lernen sich anzupassen", sagt Dilwin Surchi. Die junge Irakerin ist mit 14 Jahren nach Deutschland gekommen. Große Angst habe sie damals gehabt, erzählt sie. Wenn sie spricht merkt man heute kaum, dass deutsch nicht ihre Muttersprache ist. Sie kann gut nachvollziehen, wie es den sechs Familien geht, die derzeit in der Bückeburger Flüchtlingsunterkunft in Warber leben. "Eine junge Frau hier hat mir gesagt, dass es schrecklich für sie ist, nichts zu verstehen", sagt Surchi. Wir sitzen auf Bierzeltbänken im Garten des Mehrfamilienhauses. Kinder wuseln zwischen Tischen und Stühlen herum. Pusten vergnügt schillernde Seifenblasen in die Luft. Dilwin Surchi ist zusammen mit Sinem Özel hier. Die beiden Frauen sind auf Einladung von Mehmet Ruzgar gekommen, dem AWO-Sozialarbeiter, der sich um die Flüchtlinge im Bereich Bückeburg und Bad Eilsen kümmert. Mit uns am Tisch sitzen auch Ingrid Volker und Erika Schenkendorf aus Warber: "Meine Mutter ist selbst Flüchtling gewesen. Sie hat da immer drunter gelitten", erzählt Schenkendorf. Durch Ruzgars Öffentlichkeitsarbeit im Vorfeld wurden den Anwohner schon vor Ankunft der Flüchtlinge Ängste vor der ihnen noch fremden Kultur genommen: "Herr Ruzgar hat das toll organisiert und auch der Pastor hat sich eingesetzt", sagt Volker. Das gemeinsame Grillfest ist ein weiterer Schritt in Sachen Völkerverständigung. Zu Gast waren Klaus Böhm vom Fachdienst Eingliederungshilfe im Landkreis sowie Meinsens Bürgermeister Dieter Wilharm-Lohmann. Besonders engagiert ist der pensionierte Mathe-Gymnasiallehrer Raimund Knoll. Er möchte den Erwachsenen zweimal in der Woche Deutschunterricht geben. Pastor Ulrich Hinz hat ihm bereits einen Raum im Gemeindehaus zur Verfügung gestellt.

    "Das Haus hier in Meinsen dient den Familien nur zur Erstorientierung", sagt Heidemarie Hanauske, AWO-Geschäftsführerin Kreisverband Schaumburg. Die AWO bringt genügend Erfahrungen aus den 90er Jahren mit: "Wir wollen Brücken bauen in unsere Gesellschaft. Kontakte herstellen und Ängste nehmen", sagt Hanauske. Die Flüchtlinge in Schaumburg sollen frei nach dem "Leverkusener Modell" in Privatwohnungen leben. Also mit direktem Anschluss an die Einheimischen. So sollen Ghettos vermieden und schnelles Lernen der Sprache gefördert werden. Einige Wohnungsbesichtigungen habe es schon gegeben, berichtet Ruzgar. Die Situation andernorts nimmt jedoch zu - in einigen Städten wie beispielsweise Bremen mussten wieder Turnhallen in Notunterkünfte umfunktioniert werden.

    Soweit soll es in Schaumburg nicht kommen: Um zwischen den Schaumburgern und Flüchtlingen zu vermitteln hat Mehmet Ruzgar eine Sprechstunde für Anwohner eingerichtet: Immer mittwochs zwischen 16.30 und 17.30 Uhr können Interessierte sein Büro im Mehrfamilienhaus an der Warbersche Straße aufsuchen. Auch Vermieter von Wohnraum können sich melden. Foto: wa

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