Bad Salzuflen (dib). Zum ersten Mal hat der Heimat- und Verschönerungsverein (HVV) am Vorabend des internationalen Tages des offenen Denkmals im historischen Rathaus eine neue Auszeichnung für besonderes Engagement im Denkmalschutz vergeben - die Rudolf-Günther-Medaille. Mit dieser Premiere hat der HVV ein lange verfolgtes Vorhaben umgesetzt, denn von der ersten Idee bis zur Übergabe sind etwa zwei Jahre vergangen. "In dieser Zeit haben wir uns ähnliche Ehrungen anderer Vereine angesehen, haben Statuten ausgearbeitet, einen Medailleur gesucht, der die Medaille nach unseren Wünschen und Vorstellungen gestaltet hat", sagte der HVV-Vorsitzende Dr. Stefan Wiesekopsieker in seiner Laudatio. "Ein Pate musste gefunden werden, der dieser Auszeichnung einen Namen gab und es musste das Wettbewerbsverfahren in Gang gesetzt werden."
Mit der Rudolf-Günther-Medaille, die zukünftig immer am Vorabend des Tages des offenen Denkmals verliehen werden soll, will der HVV Privatpersonen, Stiftungen oder Institutionen würdigen, die sich in besonderem Maße für das Engagement im Denkmalschutz in der Kurstadt verdient gemacht haben. Rudolf Günther, 1880 in Schötmar geboren, eröffnete 1909 in der Langen Straße in Bad Salzuflen sein Architekturbüro und lieferte die Entwürfe für zahlreiche Pensionen, Geschäfts- und Wohnhäuser an der Wenken- und Moltkestraße, am Herforder Tor, am Salzhof und am Hallenbrink. "Rudolf Günther ist von allen Architekten derjenige, von dem in Bad Salzuflen die meisten Bauten als Denkmäler eingetragen worden sind. Jeder heutige Architekt sollte sich einmal anschauen, wie es ihm gelungen ist, Neu- oder Anbauten an vorhandene Bausubstanz anzupassen", so Dr. Wiesekopsieker bei der Begründung für die Wahl des Namensgebers der Medaille, die der Dresdener Medailleur Peter Götz Güttler gestaltet hat.
Für die erste Auslobung der Medaille sind dem HVV 15 Objekte benannt worden, die sich dem Urteil der Jury zu stellen hatten. "Ich darf Ihnen versichern, dass sich die Jury die Entscheidung nicht leicht gemacht hat. Alle benannten Objekte - übrigens nicht nur in der Kernstadt, sondern auch in den Ortsteilen - waren preiswürdig", sagte der HVV-Vorsitzende. "Wir konnten sehen, mit wie viel Liebe und persönlichem Engagement, aber auch mit finanziellem Aufwand die Eigentümer historischer Gebäude ihre Häuser herrichten und für uns alle und der Nachwelt erhalten. Weil der finanzielle Aufwand sehr hoch ist, hätten wir gerne jedem ein Geldpaket draufgelegt, doch das lässt unsere Kasse nicht zu. Die Rudolf-Günther-Medaille soll eine ideelle Auszeichnung sein."
Für das eingetragene Baudenkmal Wenkenstraße 1 bis 5 erhält die Ursula und Alfred Kleiner-Stiftung, vertreten durch Ulrike Masurek und Albrecht Nacke, die Rudolf-Günther-Medaille 2014. Der Gebäudekomplex konnte die Jury überzeugen, "weil er nicht nur hervorragend renoviert wurde, sondern auch eine großartige Nutzung erhalten hat", so Dr. Wiesekopsieker in der Begründung für die Auszeichnung. Die Kleinert-Stiftung bietet Jugendlichen mit schwierigen Startbedingungen eine berufliche Zukunftsperspektive. Außerdem wurden alle Gebäudeteile des Komplexes nach Entwürfen von Rudolf Günther gebaut.
Die zweite Medaille erhielt Thorsten Allert für sein ebenfalls als Baudenkmal eingetragenes Haus an der Stauteichstraße 20, dessen Fassade und Dach er mit großem Aufwand wieder hergerichtet hat. Hier ist besonders zu erwähnen, dass Allert die historischen Fenster des Ende der 1920er Jahre gebauten Hauses samt Klappläden aufgearbeitet hat.