1. Grandioses Eröffnungskonzert

    "mixTour 2014" startet mit "amarcord" und Arvid Gast

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    Lemgo (nr). Fünf Stimmen, die schöner kaum sein können, erfüllten am Freitagabend die Kirche St. Nicolai. Das Eröffnungskonzert des Musikfestivals "mixTour" mit dem Vokalensemble "amarcord" zeugte von atemberaubender Homogenität der Stimmen und lebte von der Klangfülle und Erhabenheit der Musik. Doch nicht nur die Stimmen trafen ins Herz, sondern ebenso das wirklich großartige Orgelspiel von Prof. Arvid Gast aus Lübeck. Als das zentrale Instrument des Festivals, fügte es sich klanggewaltig und erhaben zwischen Gesänge von berückender Schönheit und formte gleichzeitig eine beeindruckende Einheit mit ihnen.

    Vor drei Jahren hatte "amarcord" in Lemgo das Publikum bereits in Sankt Marien verzaubert. Die Sänger gelten zusammen als eines der besten Vokalensembles der Welt, stehen dem berühmten Thomanerchor aus Leipzig, dessen Mitglieder sie waren, in Sachen Berühmtheit in nichts nach und sind längst in Kirchen und Konzertsälen der ganzen Welt zuhause. Die Tenöre Wolfram Lattke und Robert Pohlers, Bariton Frank Ozimek und die Bassstimmen Daniel Knauft und Holger Krause ließen mit der Strahlkraft ihrer Stimmen die schweren Partituren beinahe mühelos erscheinen. Als ehemalige Thomaner beherrschen sie die Motetten mit Leichtigkeit, erreichen jedes kleine Detail des durch die Stimmen geführten Motives. So reichte das Konzertprogramm von Johann Walter, dem "Urkantor" der evangelischen Kirche, über Sequenzen aus der Thomasgraduale, wie "Gaude Felix India" oder "de Sancte Thomas", bis zu Heinrich Schütz "Viel werden kommen". Auffallend die feine Artikulation und Phrasierung in allen Stimmlagen. Die Vokalsätze aus mittelalterlichen und frühbarocken Werken, teils schwer melancholisch, verlangten von Sängern und Zuschauern gleichermaßen einen hohen Grad an Konzentration. Schwer zugänglich waren die vielen lateinischen Texte. Leichter waren da die in deutscher Sprache, wie "Viel werden kommen" von Heinrich Schütz und "Da Jesus an dem Kreuze stund" von Johann Hermann Schein. Immer aber waren die Stimmen wie eine Klangflut über den geistlichen Texten und ließen die Zuhörer in atemloser Stille andächtig der Musik lauschen.

    Wie ein Kontrapunkt zu den Motetten wirkten dann die Toccaten für Orgel von Girolamo Frescobaldi, Dietrich Buxtehude und Franz Tunder. Raumgreifend, harmonisch, aber immer wieder durchbrochen von Läufen und kleineren Sätzen, zeigte der Organist Arvid Gast die gewaltige Ausdruckskraft und die gleichzeitige filigrane Anmut der Orgel. Ein virtuoser Künstler, der es im wahrsten Sinne des Wortes "spielerisch" schaffte, die Zuhörer in den Bann der Musik zu ziehen.

    Es waren große Namen, die das Eröffnungskonzert geziert haben. Prof. Arvid Gast ist seit 2004 Professor für Orgel an der Musikhochschule Leipzig. Ein Jahr später ist er zum Titularorganisten der Sankt Jakobi-Kirche zu Lübeck berufen worden.

    "Amarcord" bedeutet im Dialekt einer norditalienischen Region "Ich erinnere mich" – etwas, das die Zuhörer in der mehr als gut besuchten Kirche sicherlich mit dem Namen gemein haben: Sie werden sich ganz sicher an dieses Glanzlicht eines Konzertes erinnern.

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an