APELERN (al). Eigentlich wollten singende Männer nur einem winterlichen Übungsabend einen humorvollen Akzent geben. Das war vor genau 50 Jahren. Inzwischen ist daraus eine bis ins Detail perfekte und beinahe professionelle jährliche Präsentation geworden: der Karneval in Apelern. Am heutigen Sonnabend, 13. September, wird um 18.30 Uhr im Rahmen des örtlichen Schützenfests des Jubiläums gedacht.
Narrenkäppchen setzte sich der Chor zu weinseligen Liedern auf, denen Willi Bode und Heinrich Knief die vom Fernsehen bekannten zeremoniellen Handlungen beisteuerten. Das machte offenbar so viel Spaß, dass schon im darauffolgenden Jahr auch die Ehefrauen zu Späßen aus der eigens gezimmerten "Bütt" lachten. Mit dem Akkordeon wurde zum Tanz aufgespielt.
Daraus entwickelte sich bald ein jährlicher Ball mit so großer Nachfrage, dass die Interessengemeinschaft Apelerner Vereine (IGA) die Organisation übernahm. Bei der Veranstaltung im Jahr 1969 im Saal des damaligen Hotels "Drei Kronen" wurden 384 Karten verkauft – selbst für etliche Stehplätze. Insider wissen, dass im darunter liegenden Geschoss schwere Stützen angebracht wurden aus Sorge, der Fußboden könne die Last nicht tragen.
1971 übernahm Rudolf Barth das Präsidentenamt, das er bis zu seinem plötzlichen Tod im Jahre 1999 führen sollte. Der Ruf nach einer größeren Mehrzweckhalle im Ort wurde immer lauter. Sogar ein Förderverein gründete sich, bis schließlich die Gemeinde in den Jahren 1973/74 das Gebäude errichtete.
Im Januar 1975 fand die erste große Prunksitzung vor einer 75 Quadratmeter großen Bühne statt – mit singendem Kellermeister, 111 Akteuren und 22 Programmpunkten. Über 600 verkaufte Karten reichten nicht, um auch der überregional einsetzenden Nachfrage gerecht zu werden. In den Folgejahren entschieden sich die Akteure für ein immer größeres Terminangebot. In 2014 waren es einschließlich der beiden Jugend-Sitzungen insgesamt fünf Veranstaltungen, in denen sich die Besucher über immer neue Parodien, Büttenreden und aufwendige Bühnenshows amüsieren konnten. Das Rot-weiß-Ballett des inzwischen rechtlich selbstständigen Karnevalclubs (AKC) war bereits mehrfach auf Landesebene erfolgreich. Nach Rudolf Barth haben Gerd Kölling bis 2008 sowie seither Karl-Heinz Thum das lokale Fastnachtstreiben zu weiterer Professionalität geführt. Heute zählt der AKC über 260 Mitglieder, unter denen die Akteure stets schon im Sommer der vom 11. November bis Aschermittwoch dauernden Session entgegen fiebern.