STADTHAGEN (bb). Eine Gruppe von Bürgern hat im April eine "Initiative Stadthäger Altstadt" (ISA) gegründet, die sich für den Erhalt und die Entwicklung des historischen Kerns der Kreisstadt einsetzen will. Im Pressegespräch stellten Mitglieder nun diese Initiative vor, die in den Diskussionen um die Gestaltung Stadthagens Stellung nehmen und gleichzeitig durch ehrenamtliche Beratung von Hauseigentümern aktiv werden will.
Ute Steidel erklärte: "In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten sind zahlreiche historische Gebäude abgerissen, jedoch nicht durch qualitativ hochwertige Architektur ersetzt worden. Wir wollen das öffentliche Bewusstsein schärfen für den Wert, welchen der historische Kern Stadthagens besitzt." Ratsfrau Ute Steidel informierte im Pressegespräch gemeinsam mit Udo Jobst (Renaissanceverein), Ursula Schweer (Ratsfrau), Siegfried Voigt (Ratsherr) und Manfred Röver (Interessengemeinschaft Bauernhaus) über die hinter der Initiative stehenden Grundidee. Angesichts der seit längerer Zeit laufenden Diskussion zum Thema Stadtentwicklung hätten die Beteiligten die Notwendigkeit gesehen, in der Öffentlichkeit intensiver Stellung zu nehmen für den Erhalt der historischen Bausubstanz der Altstadt.
Offenbar gelte es, bei Teilen der Bürgerschaft und Investoren das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass sowohl die historischen Einzelgebäude als auch die Altstadt als Ganzes ein wertvolles Gut seien, das eine wichtige Rolle für die Identität der Bürger, die Lebensqualität, die Attraktivität und den wirtschaftlichen Erfolg Stadthagens spiele.
Zu stark sei die Funktion als Einzelhandelsstandort betont, darüber andere Funktionen der Innenstadt vernachlässigt worden. Auch in der laufenden Diskussion würden die Bedürfnisse des Handels einen sehr hohen Stellenwert einnehmen. Demgegenüber gelte es, ein "gesamtstädtisches Denken in größeren Zusammenhängen zu fördern", und bei der Entwicklung der Stadt stärker auf eine vielfältige Nutzungsstruktur zu setzen. Dies diene auch dem Erhalt einer vielfältigen Baustruktur. Manfred Röver verwies auf den Trend zum innenstädtischen Wohnen. Um diesen zu nutzen, gelte es, sich entsprechend aufzustellen. "Es gibt viele Beispiele für ein interessantes, reiches Innenstadtleben in einem Umfeld mit viel historischer Bausubstanz", betonte Röver. Es sei ein unausweichlicher Vorgang beim Thema Stadtentwicklung, widerstreitende Interessen ausgleichen zu müssen. Dies sei als dynamischer Prozess zu begreifen, der immer wieder überprüft und nachjustiert werden müsse, mit radikalen Eingriffen gelte es vorsichtig zu sein.
"Wir laufen Gefahr, Maßnahmen zu treffen, die nicht mehr korrigierbar sind", verdeutlichte Udo Jobst. Es gelte eine Perspektive einzunehmen, die auch die Interessen zukünftiger Generationen berücksichtige, so Jobst und Steidel. Dem Abriss jahrhundertalter Gebäude aufgrund kurzfristiger, einseitiger Nutzungserwägungen sei entgegenzuwirken.
Durch die Beseitigung historischer Bausubstanz laufe die Stadt Gefahr, genau den Charakter zu verlieren, der sie für ihre Bürger, für Touristen, Zuzügler und Käufer interessant mache. Themen wie Aufenthaltsqualität, Wohnen oder Kultur müsse wieder mehr Raum gegeben werden.
Die Initiative will mit breitgefächerten Aktivitäten für die Problematik sensibilisieren. Darüber hinaus sollen auch Wege aufgezeigt werden, wie alte Gebäude mit neuem Leben gefüllt werden können. Fachvorträge etwa zu Fragen der Sanierung sowie zur Aufklärung über die Altstadt sind ebenso vorgesehen wie die ehrenamtliche Beratung von Hauseigentümern. Die Besichtigung von Positivbeispielen, der Aufbau eines Netzwerkes von Akteuren, die Vermittlung hilfreicher Kontakte etwa für Sanierende und anderes stehen auf der Vorhabenliste.
Die Initiative betont ihre Überparteilichkeit und Ehrenamtlichkeit. Verschiedene Parteien sind ebenso vertreten wie mehrere Vereine und Institutionen. Neben den Genannten bringen sich als Initiatoren etwa auch der Kommunal-Archäologe Jens Berthold und die Historikerin Katja Duhme vom Heimatverein Stadthagen ein.
Die Initiative trifft sich alle zwei Monate, weitere Mitstreiter sind willkommen. In Internet existiert unter www.ISA-Stadthagen.de ein Kontaktforum.Foto: bb