1. Wehrturm, Gefängnis, Denkmal

    Lügde präsentiert seine beiden Befestigungsanlagen

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    Lügde (afk). Der 22. bundes- bzw. europaweite "Tag des offenen Denkmals" wird am kommenden Sonntag, 14. September, auch in Lügde wieder auf offene Türen stoßen. Dieser spezielle Tag ist eine gemeinsame Aktion der zuständigen Ministerien der Länder, der Landesdenkmalpfleger, der Landesarchäologen usw. und steht in diesem Jahr unter dem Motto "Farbe". Die Stadt Lügde wird zu diesem Tag gemeinsam mit dem Heimat- und Museumsverein in Zusammenarbeit mit dem Lügder Heimathistoriker Dieter Stumpe um 13.45 Uhr vom Treffpunkt Heimatmuseum, Hintere Str. 86 aus zu einer Führung durch die historische Altstadt mit dem ehemaligen Nachtwächter Werner Friese einladen. Der Schwerpunkt liegt auf der Besichtigung der Stadtbefestigung mit ihren zwei Wehrtürmen und dem Baudenkmal Vordere Straße 39". Ausgangspunkt zu dieser Führung ist der Wehrturm "Brückentor" am Eingang zum Emmerauenpark.

    Um 1200 wurde der Turm vom Grafen von Pyrmont erbaut und stellt einen Teil der ursprünglichen Stadtbefestigung Lügdes dar. Als im hohen Mittelalter die Wehrhaftigkeit nicht mehr gegeben war, konnte die Stadtmauer nicht abgerissen werden, weil sie als Hochwasserschutz diente. So blieb die Stadtmauer bis heute erhalten und mit ihr zwei der insgesamt sieben Wehrtürme. In den letzten Jahrhunderten diente der Turm als Stadtgefängnis. Um 1900 wurde dann das Erdgeschoss umfunktioniert in einen Kohlebunker für das Rathaus.

    1988 begann der damalige Förderverein Lügde mit den Bau- und Restaurierungsarbeiten, um den Turm begehbar zu machen. Seit 1990 kann er auch von innen wieder besichtigt werden.

    Der Turm besteht aus fünf Etagen, von denen jede etwa 2,70 Meter hoch ist. Der Dachstuhl hat eine Höhe von 8,50 Meter. Die Mauern verfügen über eine Stärke von zwei Metern im Erdgeschoss und verjüngen sich nach oben hin auf einen Meter. Der Innenraum des Erdgeschosses beträgt zwei Meter im Durchmesser und schließt im ersten Geschoss mit einer Gewölbedecke ab.

    Ursprünglich war der Turm über den Wehrgang der Stadtmauer zu erreichen. In die unteren Etagen führte eine Leiter. Erst um 1900 wurde im Erdgeschoss eine Eingangstür gebrochen. Als der Turm 1988 wieder begehbar gemacht wurde, sind Teppen im Erdgeschoss angebracht sowie in die oberen Etagen ergänzt worden.

    Der zweite Wehrturm "im Winkel" wird aktuell vom Heimat- und Museumsverein Lügde in Zusammenarbeit mit Dieter Stumpe in Eigenarbeit restauriert, um auch diesen Turm wieder begehbar zu machen. Er erlangte nach dem großen Stadtbrand von 1797 eine gewisse Berühmtheit, weil er für die ärmsten Stadtbürger über Jahrzehnte Wohnstätte war, da ja das Armenhaus dem Brand zum Opfer gefallen war und die Stadt kein neues bauen konnte.

    1844 wird in diesem Turm eine Feuerstelle im Erdgeschoß eingebaut und die übrigen Etagen zu Wohnungen für die Obdachlosen der Stadt hergerichtet. Der Turm ist zirka 6,40 m "dick" mit einem inneren Platz von etwa 3,15 Metern im Erd- und 1. Obergeschoss. Rechts schräg oberhalb der Eingangstür ist in zirka 4 Meter Höhe noch die Kragkonsole des ehemaligen, wahrscheinlich hölzernen Wehrganges erkennbar.

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