Detmold (cp). Am Anfang Euphorie, am Ende eine zerrüttete Weltordnung und Millionen Tote – oft wird der Erste Weltkrieg als "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" betitelt. Und dennoch ist er in vielen Köpfen weit weniger präsent als die Schrecken des Zweiten Weltkrieges. Hundert Jahre nach Kriegsausbruch rücken nun Stadtarchiv, Volkshochschule und Stadtbücherei in einer gemeinsamen Veranstaltungsreihe den ersten "Großen Krieg" in den Fokus. Eine Ausstellung, Vortäge und Lesungen spannen den Bogen von lokalen Aspekten bis zum weltweiten Kriegsgeschehen.
Den Auftakt der Detmolder Reihe "Der große Krieg 1914 bis 1918 – Hundert Jahre Erster Weltkrieg" bildet eine Ausstellung im Rathaus. Stadtarchivarin Dr. Bärbel Sunderbrink hat lokale "Erinnerungsspuren" zusammengetragen, die ein Bild der Stimmung in der Residenz vermitteln und davon zeugen, welche Ängste die Detmolder hegten und wie sie sich ins Kriegsgeschehen einbrachten. Im Rahmen der Eröffnung am 9. September räumt Prof. Dr. Wolfgang Kruse (Fernuniversität Hagen) mit Kriegsmythen wie dem "Augusterlebnis" auf und zeigt, dass mitnichten alle Deutschen begeistert in die Schlacht zogen.
"Das Thema Erster Weltkrieg ist momentan sehr stark in den Medien vertreten. Auch wir wollten dazu etwas auf die Beine stellen, aber gemeinsam. Wir wollten auch örtliche Aspekte einbringen. Und jede Einrichtung sollte etwas Spezifisches beitragen", erklären Sunderbrink und VHS-Leiterin Dr. Birgit Meyer-Ehlert die Idee zur Veranstaltungsreihe. So bringt sich die Stadtbücherei mit zwei Buchvorstellungen ein. Mit im Boot ist auch der frühere Stadtarchivar Dr. Andreas Ruppert, der die zahlreichen Kriegerdenkmäler ins Zentrum seines Referats "Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg in Detmold" stellt. Außerdem bietet das Stadtarchiv ein archivpädagogisches Angebot für Lehrer. "Wir beschäftigen uns mit Geschichte, um für die Zukunft zu lernen. Wenn man sich anschaut, was derzeit in der Ukraine passiert, haben wir offenbar noch nicht genug gelernt. Deshalb ist es so wichtig, junge Menschen an das Thema heranzuführen", bekräftigt Meyer-Ehlert.
Einen besonderen Gast hat die Volkshochschule eingeladen: Der renommierte Historiker Prof. Dr. Herfried Münkler (Humboldt-Universität Berlin) vertritt die These: "Wenn wir den Ersten Weltkrieg nicht verstehen, wird das ganze 20. Jahrhundert ein Rätsel bleiben." In seinem vielbeachteten Werk "Der Große Krieg. Die Welt 1914 bis 1918" liefert er eine Gesamtdarstellung dieses Krieges, der den Weg in eine besonders gewalttätige Epoche ebnete. Am 24. September spricht er in Detmold. Meyer-Ehlert: "Wir sind sehr stolz, ihn in unserer Reihe zu haben." Karten für diesen Abend sind ab sofort in der VHS erhältlich, der Eintritt zu allen anderen Veranstaltungen ist frei.