1. "Keiner hat bessere Reime"

    Kinderlied-Dichterin Ursula Heist auf den Spuren von Wilhelm Busch

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    Im historischen Marktflecken gehörte sie für einige Tage fast schon zum Ortsbild. Wenn ihre roten Haare beim abendlichen Spaziergang in der Sonne leuchteten, fand sie meistens schnell einen Gesprächspartner, mit dem sie sich über den Maler und Zeichner, Dichter und Denker austauschte.

    Mehrfach war sie im Busch-Geburtshaus, um sich inspirieren zu lassen, sie sah die Zimmer im Alten Pfarrhaus, die der verehrte Meister bewohnte, als er bei Schwester Fanny und Schwager Hermann Nöldeke, dem damaligen Pastor der Wiedensahler St. Nikolai-Kirchengemeinde, zwischen 1872 und 1879 lebte. Sie ließ sich die markanten Punkte des Dorfspaziergangs erklären und radelte die gut 25 Kilometer lange Route ab, an der an zwölf Orten zu vergleichen ist, wie sie Busch ins Bild gesetzt hat und wie sie sich heute präsentieren. Ursula Heist, seit einigen Jahren in St. Märgen in der Nähe von Freiburg im Breisgau zu Hause, hat sich in den zurückliegenden Jahren einen Namen gemacht als Texterin für Kinderlieder, die Muntermacher und Lernstoff gleichermaßen sind. Da gibt es "Die 1 x 1 Hitparade für Kids" und CD-Titel, die schon den pädagogischen und logopädischen Ansatz verraten wie "Wortart-Hitparade" oder "Mein Körper – der Weg zur Nahrung", eine musikalische Reise durch das Verdauungssystem. "Werd schnell gesund" bietet tröstende Lieder für die "Kurzen" zwischen Blutkörperchen und Gedächtniszellen. Die meisten dieser ebenso witzigen wie gefühlvollen Texte hat Moritz Freise in Noten gesetzt. Doch auch andere Komponisten sorgen dafür, dass "Hexe Gundula", "Frau Dünndarm" oder "Im Zottel-Ziegen-Zug" Deutschland weit in Kinderzimmern oder Vorschul-Einrichtungen mitgesungen werden. Als besondere Auszeichnung sieht es Ursula Heist an, dass das ZDF ihre Lieder "Zahnbürsten-Talk", "Zahnspangenblues", "Ich höre dir zu" und "Meine Gefühle" für den TV-Kinderkanal Kika mit Videos veredelt hat. "So wird Lernen - von Anfang an - für alle Kinder zum Zuhör-, Mitsing- und Tanzerlebnis", lobte das Fachmagazin "Spielen und Lernen". Und die Badische Zeitung titelte "Rock-, Pop- und Reggae-Rhythmen hauchen der trockenen Grammatik Leben ein".

    Vor 15 Jahren gründete Ursula Heist, die einst ihre berufliche Laufbahn als Strahlenschutzassistentin in Karlsruhe, wo ihr Vater als Ingenieur arbeitete, begann, den "Contenti"-Musikverlag. Nach Studium von Klavier und Gesang, nach Trommel- und Tanzausbildung in Westafrika, war der Busch-Fan auch schon Lehrerin für Autogenes Training und in verschiedenen Jobs im Verlagsgeschäft tätig. "Als Kind habe ich Wilhelm Busch gelesen und mich in den Schlaf gelacht", ist ihr die humoristische Seite des Multikünstlers besonders wichtig gewesen. In seinem Geburts-, Rückzugs- und Kreativort wollte sie ihn nun "von Grund auf kennen lernen". Über Wiedensahl, wo sie auf dem Hof Meyer logierte, hatte sie vor ihrer Ankunft "nur vage Informationen".

    Doch nun stellt sie fest, dass es einige Gleichklänge in beider Biografien gibt: "Die Brüche im Lebenslauf sind nicht nur bei Wilhelm Busch zu finden", kokettiert sie mit ihren Parallelen. Und: "Auch ich bringe die Menschen zum Lachen". Begeistert ist sie von den "ausgesprochen offenen Reaktionen" der Menschen, mit denen sie auf ihrer "Bildungsreise in den Norden" ins Gespräch gekommen ist. Das schrieb sie auch Wiedensahls Bürgermeisterin Anneliese Albrecht ins Stammbuch. Die wiederum wünscht sich mehr engagierte Botschafter Buschs wie Ursula Heist. Die entdeckte schließlich noch eine weitere Leidenschaft, die sie mit Wilhelm Busch teilt: "Bei Steuber das gute Schaumburger Bier". Foto: privat

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