1. Überlebt und zurück ins Leben

    Oestereich referiert über traumatische Erfahrungen nach dem Ersten Weltkrieg

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    Dabei stellte sie klar, dass Kriegstraumatisierte im Ersten Weltkrieg zunächst als Simulanten angesehen wurden, der Umgang mit ihnen von Hilflosigkeit oder Zynismus geprägt war.

    Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Problem der Kriegstraumata lange Zeit verdrängt. Vielen Menschen gelang es allerdings, durch sinnstiftende Leistungen wie den Wiederaufbau oder die Neuerrichtung einer Existenz nach Flucht und Vertreibung, ihre Traumata zu überwinden – denn Menschen sind "Traumaüberwinder", wie Dr. Oestereich ihren Fachkollegen Petzold zitierte. Erst in Folge des Vietnamkrieges begannen amerikanische Psychiater, Konzepte und Therapien gegen Kriegstraumata zu entwickeln, was laut Oestereich auch daran lag, dass viele Betroffene Söhne aus einflussreichen Familien waren.

    Dr. Oestereich selbst arbeitet seit rund 15 Jahren am hiesigen Krankenhaus mit Menschen, die in Folge von Kriegen, Konflikten und Gewalterfahrungen traumatisiert sind. Oftmals sind es Flüchtlinge aus Bürgerkriegsregionen und andere Menschen mit Migrationshintergrund, denen sie und ihre Kolleginnen und Kollegen zu helfen versuchen. Aufgrund der gesammelten Erfahrungen konnte in der hiesigen Institutsambulanz ein Behandlungskonzept entwickelt werden.

    Wichtig dabei ist die Mithilfe von Familienangehörigen oder anderen Menschen aus dem persönlichen Umfeld der Betroffenen.

    Deutlich wurde aber auch, dass es kein Grundrezept für eine erfolgreiche Therapie gibt; jeder Mensch bezieht aus anderen Quellen Sinn und Kraft für eine Überwindung seiner traumatischen Belastung. Solche Quellen gemeinsam mit den Patienten zu finden ist eine Aufgabe der Fachpsychiatrie. Zum Schluss berichtete Dr. Oestereich über den Fall eines im Kosovokrieg 1999 schwer traumatisierten Mannes, der bei einem Bombenangriff seine Familie verloren hatte und selbst schwer verletzt wurde. Nach mehrjähriger Behandlung konnte dieser Mann "zurück ins Leben" finden.

    Foto: privat

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