Lemgo (nr). Was Gemeindemitglieder und Besucher der Gottesdienste und Konzerte in Sankt Marien dank der großartigen Akustik der Kirche nicht hören können, sind die stark reparaturbedürftigen Mängel an der Orgel. Nach der Sanierung der Schwalbennestorgel, die seinerzeit beinahe 800.000 Euro verschlungen hatte, steht für nächstes Jahr ein weiterer finanzieller Kraftakt für die Gemeinde ins Haus. Die notwendige Sanierung der "Ott-Orgel" wird 180.000 Euro kosten, wird ihr danach aber einer Klangfülle geben, die sie bis dato nicht erreichen konnte.
Konkret bedeutet dies, dass die 2.500 Orgelpfeifen, die bis zu 5,30 Meter lang sind, abgebaut werden müssen. "Das rechte Seitenschiff der Kirche wird für geplante zehn Wochen eine Werkstatt werden, da die Arbeiten nicht auf der Empore ausgeführt werden können ", führte Pastor Matthias Altevogt aus.
An der "Ott-Orgel" von Sankt Marien, die 1974 erbaut wurde, haben sich im Laufe der Zeit die Mängel summiert und schränken sowohl den Klangkörper an sich, als auch das Orgelspiel stark ein. Kleine Makel, wie abblätternde Farbe fallen da weniger ins Gewicht. Tatsächlich funktioniert die Mechanik nicht mehr richtig, die Bälge gehen kaputt, weil das Leder einreißt und es sind Undichtigkeiten aufgetaucht, die den Klang der einzelnen Orgelpfeifen stark mindern. Die Traktur (Verbindung zwischen den Tasten und den Spielventilen) der Orgel ist ebenfalls nicht mehr einheitlich. Das bedeutet, dass die einzelnen Tasten unterschiedlich tief zu drücken sind, um einen Klang zu erzeugen. Das macht es für Organisten und Orgelschüler schwer, auf diesem Instrument zu spielen.
Die Orgelpfeifen werden bei der Sanierung im Mittelpunkt stehen, denn beim Aufbau der Orgel 1974 war es aufgrund von finanziellen Unklarheiten zu keiner abschließenden Intonierung der Orgel seitens des Erbauers Paul Ott gekommen. Für Kantor Volker Jänig beinahe unfassbar. "Der Intonateur ist die Seele des Orgelbaus", erklärte er. "Die Pfeifen werden als Rohbau vorintoniert, die Feinabstimmung auf den Klangraum ist aber entscheidend und wurde hier nie durchgeführt."
Das ausführende Orgelbau-Unternehmen Erbslöh aus Hamburg wird 180 Orgelpfeifen komplett erneuern müssen. Dafür muss die gut 3.000 Mitglieder umfassende lutherische Gemeinde langfristig planen. "Die Rücklagen reichen nicht", erklärte Kirchenvorstandsvorsitzender Heinrich Klinzing. "Wir müssen uns vorübergehend aus Baurücklagen bedienen."
Die Gemeinde hofft weiterhin auf 30.000 Euro Spenden. Wie auch bei der Rekonstruktion der Schwalbennestorgel, sollen für die 180 neuen Orgelpfeifen wieder Patenschaften vergeben werden, was sich im Jahr 2010 als sehr erfolgreich herausgestellt hatte. Das Konzept speziell für die Pfeifen der "Ott-Orgel" befindet sich aber zur Zeit noch in der Planung.
Die Sanierung und der damit verbundene Kraftakt, sind für Kantor Volker Jänig ein klares Bekenntnis zur Kirchenmusik. Erst durch die Reformation sei die Orgel und die Kirchenmusik so wichtig geworden. Dass der Kirchenvorstand von Sankt Marien sich zu Kirchenmusik als Schwerpunkt bekennt, umso schöner.
"Es ist ein Schatz, der bewahrt werden muss", bekennt sich Volker Jänig zur Musik. Beide Orgeln der Kirche haben ihre eigene Bedeutung, bedienen zu gleichen Teilen unterschiedliche Arten von Musik. Es obliege der Gemeinde die historische Verpflichtung zu übernehmen, dieses Erbe weiter zu führen.