1. Zwischen Bürostuhl und Krankenbett

    Weitere Unternehmen und Pflegebegleiter für Pilotprojekt gesucht

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    Lemgo (ur). Das Land NRW möchte die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf fördern. So wurde ein Pilotprojekt gestartet, welches Unternehmen die Möglichkeit bietet, ihre Mitarbeiter zu stärken und zu unterstützen. Mitarbeiter dieser Unternehmen können sich als "Pflegebegleiter" ausbilden lassen und ihre Kollegen beraten, wenn deren Angehörige zu Pflegefällen werden. Es werden derzeit noch weitere Kooperationspartner gesucht, die interessiert sind, an einer solchen Initiative teilzunehmen.

    Die Folgen des "Spagats zwischen Bürostuhl und Krankenbett" sind von den pflegenden Angehörigen allein nur schwer zu bewältigen, so dass sich häufig psychische und physische Erschöpfungszustände einstellen können, die gegebenenfalls auch die Arbeitsfähigkeit beeinträchtigen. "Man fällt in ein tiefes Loch, fühlt sich leer und hilflos." So beschreibt Jürgen Grote vom Kommunalen Rechenzentrum (KRZ) seine Situation, als er sich von einem Tag auf den anderen mit diesem Thema befassen musste. Grund genug sich zu melden, als eine Anfrage das KRZ erreichte, ob sich jemand im Unternehmen als Pflegebegleiter ausbilden lassen möchte.

    Ein Pflegebegleiter in einem Unternehmen ist Ansprechpartner für die Mitarbeiter deren Angehörige zu Pflegefällen werden. Er fungiert als psychosozialer Begleiter an den man sich bei Fragen oder Problemen wenden kann. Was kann man tun, wenn plötzlich der Pflegefall eintritt? An wen kann man sich wenden? Welche rechtlichen Möglichkeiten hat man? Gibt es Ansprüche gegenüber dem Arbeitgeber? Der Pflegebegleiter hilft unter anderem bei arbeitsrechtlichen Fragen und sucht gemeinsam mit dem pflegenden Angehörigen nach Lösungen, wenn dieser sich überfordert fühlt.

    Für das Pilotprojekt des Landes NRW wurden landesweit sieben Standorte ausgesucht, darunter auch Lemgo. Das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter in NRW hat gemeinsam mit der EU (von der auch der Hauptanteil der Fördermittel gestellt wird) dieses Pilotprojekt angestoßen. Begleitet wird das Projekt von der "Fo-Gera" (Forschungsgruppe Geragogik), die nicht nur die Schulenden ausbildet, sondern die Projektergebnisse im Nachgang auch auswertet.

    Das "Unternehmen Pflegebegleitung" beinhaltet die Etablierung einer Pflegebegleiter-Initiative in Lippe durch speziell qualifiziertes Fachpersonal des Mehrgenerationenhauses Lemgo. In Kooperation mit mittelständischen Unternehmen wird das Angebot, Mitarbeiter in Unternehmen als Pflegebegleiter auszubilden, aufgebaut.

    Bisher haben sich die Alte Hansestadt Lemgo, die Hochschule OWL und das KRZ zur Kooperation bereit erklärt. Während das KRZ bereits drei Interessierte hat, die an dem Kurs teilnehmen wollen, sind die anderen beiden Kooperationspartner noch auf der Suche.

    Wie das Angebot der Pflegebegleitung im Anschluss im Unternehmen kommuniziert wird und wie es sich mit dem Zeitaufwand der Pflegebegleiter als Arbeitszeit verhält, ist dann eine unternehmensinterne Entscheidung.

    Die Ausbildung zum Pflegebegleiter umfasst drei Wochenendseminare. Kursstart ist Mitte Oktober, Kursende kurz vor Ostern. Der erste Kurs befähigt zum Pflegelotsen, der zweite zum Pflegenetzwerker und nach dem dritten Kurs ist man Pflegebegleiter. Pro Kurs wurde die Teilnehmerzahl auf 20 begrenzt.

    Es handelt sich bei dem Pflegebegleiter um eine ehrenamtliche Tätigkeit, die man innerhalb seines Unternehmens für die eigenen Kollegen ausübt.

    Für detaillierte Informationen zu Projekt und Ausbildung sowie für Anmeldungen steht Silke Schmidt vom Mehrgenerationenhaus zur Verfügung – in der Echternstraße 12, telefonisch unter (05261) 66 89 29 oder online unter "netz@st-pauli-lemgo.de". Anmeldeschluss ist der 31. Oktober.

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