Lemgo (rto). Es gab Generationen, da war ”Schwimmen können” Ehrensache. Das ist leider längst vorbei. Immer mehr Kinder lernen das Schwimmen nicht – die Zahlen der tödlichen Badeunfälle in den letzten Ferienwochen sprechen eine deutliche Sprache. Inzwischen ist in Deutschland jeder dritte Jugendliche Nichtschwimmer!
Nicht nur die DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft), auch verantwortungsbewusste Pädagogen warnen schon seit langer Zeit vor der sich abzeichnenden Entwicklung. Fehlende oder geschlossene Schwimmbäder tragen das Ihre dazu bei, dass Grundschüler immer öfter als Nichtschwimmer in die weiterführenden Schulen gehen.
Doch zumindest in Lemgo ist alles anders. Die OGS (Offene Ganztagsschule) Lemgo in der Trägerschaft des DRK führt zusammen mit den Stadtwerken Lemgo seit nunmehr acht Jahren Schwimmkurse in den Ferien durch. Vom 28. Juli bis zum 15. August nahmen nach Auskunft von Nadja Isaak-Vollmann, der Ferien-Koordinatorin des DRK-OGS-Teams 211 Kinder am Schwimmkurs teil. 86 von ihnen legten dabei ein Schwimmabzeichen ab, davon waren 4 Gold-, 13 Silber-, und 18 Bronzeabzeichen. 23 Kinder holten sich das ”Seeräuber”-Abzeichen, eine Zwischenstufe zwischen dem Bronzeabzeichen und dem ”Seepferdchen”, dem ersten wichtigen Schritt zum Schwimmen. Dieses Abzeichen erreichten 28 Kinder.
Das ”Seepferdchen”, ist auch das Mindestziel, was wir in den Grundschulen erreichen wollen", sagte Wilfried Starke, Schulamtsdirektor des Kreises Lippe beim Pressetermin im Lemgoer Eau-Le. Er lobte in diesem Zusammenhang nicht nur das Engagement der OGS und der Stadtwerke, sondern legte auch eine aktuelle Studie vor, die zeigte, dass rund 87 Prozent der lippischen Grundschulen ihren Schülerinnen und Schülern den Schwimmunterricht ermöglichen. Von den Mädchen und Jungen, die im Schuljahr 2013/2014 die Grundschulen verließen, haben 87 Prozent zumindest ihr ”Seepferdchen” erworben.
"Mir ist klar, dass dies aber nichts anders heisst, als dass die Kinder keine Angst mehr vor dem Wasser haben und sich ‚nur’ über Wasser halten können. Aber immerhin ist dies ein Schritt in die richtige Richtung. Und selbstverständlich sind auch die Eltern bei der Schwimmausbildung gefragt", so der verantwortliche Schuldirektor. Die positiven Zahlen dieser Region haben aber auch einen wichtigen negativen Aspekt: 11,2 Prozent der angesprochenen Gruppe, und das sind immer noch 353 Kinder in Lippe, verlassen die Grundschule als Nichtschwimmer.
Und hier setzt das Angebot der OGS in Lemgo an. "Zwar ist der Aufwand für den Träger groß, es waren ursprünglich nur 30 Kinder geplant, aber der Einsatz lohnt sich. Allein 17 Mitarbeiter waren in der Zeit des Angebotes im Einsatz", sagte Martina Klein, Bereichleiterin der OGS. Die Stadtwerke als Betreiber des Eau-Le unterstützten das Angebot zusätzlich mit der Übernahme eines Großteils der Kosten. Eigentlich kostet ein Schwimmkurs 85 Euro, doch durch das Engagement des Versorgungsunternehmens reduzierten sich die Kosten auf 27 Euro pro Kind.
"So entwickeln sich immer mehr Kinder im Eau-Le zu sicheren Schwimmerinnen und Schwimmern und dafür übernehmen wir den Großteil der Kursgebühren gerne", sagte die Bereichsleiterin des Stadtwerke Marketings, Renate Dalbke.