Detmold (kh). In die Schlagzeilen geraten sie zumeist bei Katastrophen. Und dann ist es gut, wenn sie zur Stelle sind: die Frauen und Männer des Technischen Hilfswerks (THW). Als neulich frühmorgens ein kleiner Konvoi der markanten blau-weißen Einsatzfahrzeuge vom Parkplatz des Detmolder Ortsverbands rollte, war jedoch glücklicherweise nicht ein neues Einsatzgebiet Grund für den Aufbruch. Wenngleich in Uniform und mit allen technischen Gerätschaften ausgerüstet – die 23 gut gelaunten Junghelfer und ihre 5 Betreuer hatten ein viel schöneres Ziel: das THW-Bundesjugendlager in Mönchengladbach. Acht Tage später kehrten die Nachwuchshelfer, die in der THW-Jugend des Detmolder Ortverbands organisiert sind, erschöpft, aber in bester Stimmung zurück.
Keine Frage – der Bevölkerungsschutz ist gut aufgestellt. War es doch ein Camp der Superlative, von dem die jungen Leute berichteten.
Eines, das mit knapp 5.000 Teilnehmern aus 300 Ortsverbänden alle Rekorde der im Zweijahresrhythmus an wechselnden Orten stattfindenden Bundesjugendlager brach: Mit mehr als 700 Zelten auf 130.000 Quadratmetern hatte das THW für die Dauer einer Woche das Gelände des ehemaligen Joint Headquarters der Nato im Stadtteil Rheindahlen in eine Kleinstadt verwandelt, die ohne weiteres die gesamte Einwohnerschaft so manches lippischen Dorfes hätte beherbergen können.
Was für die Junghelfer eine eindrucksvolle Demonstration der Möglichkeiten des THWs war, bedeutete für die Organisatoren ein logistisches Mammutprogramm: Equipment, das sonst in Krisengebieten und nach Naturkatastrophen zum Einsatz kommt, stand jetzt für das XXL-Lager zur Verfügung. Da galt es, eine komplette Infrastruktur mit Großraumzelten für die Versorgung und sanitäre Anlagen bereitzustellen und eine Trinkwasseraufbereitungsanlage, die letztlich 3,8 Millionen Liter Wasser produzierte, nebst kilometerlanger Zu- und Ableitungen zu errichten. Ein komplexes Strom- und Telekommunikationsnetz mit eigenen Generatoren installierten die Organisatoren ebenso wie sie Evakuierungspläne ausarbeiteten oder die An- und Abfahrt von hunderten von Fahrzeugen regelten. Und dass nach Ablauf der Woche unter anderem 140.000 Brötchen, 32.000 Nutella-Portionen, 2.500 Kilogramm Lasagne und 123.000 Flaschen Kaltgetränke über den Tisch gegangen sein würden, wollte auch bedacht sein. Ganz zu schweigen von den 5.120 Rollen Toilettenpapier, die nicht fehlen durften.
Für die Jugendlichen standen indes Spiele, Spaß, Workshops sowohl im Lager als auch in der Umgebung der Vitusstadt im Vordergrund: Ein vielseitiges Angebot, das keine Langeweile aufkommen ließ und gleichzeitig bewies, dass die Katastrophenschützer von morgen schon heute die technischen Gerätschaften sicher im Griff haben. Auch wenn die Detmolder schon einiges drauf haben: Um am Bundeswettkampf, bei dem die besten THW-Jugendmannschaften aus den 16 Bundesländern gegeneinander antraten, teilzunehmen, reichte es noch nicht. Ausschließlich "Abhängen" war trotzdem nicht angesagt.
Nicht zuletzt wurde bei den gemeinsamen Freizeitaktivitäten der Junghelfer deutlich, dass das Dabeisein und die Übernahme von Verantwortung beim THW keine Frage des Alters ist. Der Ton im Miteinander ist locker und kameradschaftlich – eine notwendige Basis, um im Ernstfall gut zusammen zu arbeiten. Wann immer es nötig ist, packt jeder mit an. Beim Zeltauf- und -abbau zum Beispiel. Jeder Handgriff sitzt bei dieser manchmal ganz schön verzwickten Angelegenheit. Und als es bei einer Unwetterwarnung hieß: "Gepäck zusammensuchen und Abmarschbereit sein!" wusste jeder, was zu tun war.
Auch dass nach der Rückkehr aus Mönchengladbach – egal wie müde man sein mochte – zunächst alle Gerätschaften wieder ordentlich und einsatzklar verstaut werden müssen, war eine Selbstverständlichkeit. Aber dann: Ab nach Hause. Schlaf nachholen. Und vorher unter eine Dusche, die man nicht mit ein paar tausend anderen Zeitgenossen teilen muss.