So geschehen in der Bergstadt Obernkirchen. Christiane Matthaei, die bei den Verwaltungen in Bückeburg und Obernkirchen für Natur- und Landschaftspflege zuständig ist bekam E-Mails von Bürgern, die sich über die Zustände in einigen öffentlichen Bereichen beschwerten. Konkret ging es um Grünflächen vor dem Unterführungstunnel am Sonnenbrinkbad sowie an der Grundschule Obernkirchen, die sich eine Fläche mit dem Kindergarten am Kammweg teilt. Dort gibt es einige Bereiche mit hochbewachsenem Gras. Einige Äußerungen im Ausschuss für Bürgerangelegenheiten sorgten für eine skurrile Diskussionsrunde.
Die sogenannten Mähintervalle durch den Baubetriebshof wurden von 8 bis 12 Mal im Jahr heruntergestuft auf 2 bis 3 Mal im Jahr. Für viele Anwohner ein ungewohntes Bild. Die Gründe liegen auf der Hand: Die Stadt will erstens Kosten einsparen, muss aber zweitens die Regeln des Umweltschutzes einhalten. Demnach die natürlichen Wanderwege von heimischen Tieren und Insekten erhalten beziehungsweise fördern. Besonderes Augenmerk liegt auf einer Wiese im Bereich Kindergarten am Kammweg und Grundschule Obernkirchen. "Mich würde interessieren, welche Tiere sich auf den Weg machen", fragte Beate Krantz (CDU Obernkirchen). Sie schlug vor, Hinweisschilder von der Stadt anbringen zu lassen, um Unmut der Bürger vorzubeugen. Die Verwaltung ging auf diese Idee nicht weiter ein: "Die Grünflächen benötigen weder Verbotsschilder noch sind sie irgendwie schädlich", erklärte Matthaei. Allerdings sehe sie in den Wiesenflächen die Chance für Sachkundelehrer der Grundschule. Dieser natürliche Lebensraum der heimischen Tiere und Insekten könnte den Kindern das praktische Wissen vermitteln. Auf Nachfrage dieser Zeitung gab Schuldirektor Arnulf Buch zu verstehen: "Ich bin nicht der Typ Grasnager, ein Golfplatz muss es ja nicht sein. Aber die Pflege durch den Baubetriebshof funktioniert nicht richtig." Die Lehrerschaft wisse um diesen natürlichen Lebensraum, ob das Thema allerdings in den Unterricht passe, sei jedem Sachkundelehrer selbst überlassen. Christina Louise Steinmann (Grüne) hielt den Vorschlag Hinweisschilder zu installieren als richtig. Es hätte "Vorbildcharakter, um mehr Privatleute zu animieren".
Bürgermeister Oliver Schäfer erinnerte an die Wichtigkeit des Naturschutzes mit Fokus auf die Bienen. Steinmann stimmte ihm zu, woraufhin Horst Sassenberg (CDU) dafür plädierte, in jedem Obernkirchener Privatgarten eine solche Wildwuchs-Grünfläche einzufordern. Er selbst würde sich in seinem Garten darum bemühen. Seine Frage: Ob die Stadt bei den Bürgern Schadensersatzansprüche stellen könnte, falls sie keine solche hochbewachsenen Grasbereiche stehen lassen. Die augenscheinlich provokante Frage Sassenbergs, wurde von Schäfer mit einem klaren "Nein" geblockt.
In Hannover sei das Thema Bonner Konvention laut Christiane Matthaei bereits "kalter Kaffee". Dort wird seit langer Zeit das Projekt "Mehr Natur in der Stadt" praktiziert: Das bedeutet die Stadt setzt bewusst auf eine naturnahe Grünflächenpflege. Positive Beispiele finden sich im Hermann-Löns-Park, am Stadtteilfriedhof Lindener Berg und der Roderbruch-Grünzug-West. Dort wird gezielt der Wildwuchs von Pflanzen gefördert. Auch in Bückeburg an der Harrlstraße blühen üppige Sommerblumen an den Parkbuchten. "Wir wollten den Anwohnern signalisieren, dass wir sie trotz Baustelle nicht vergessen haben", sagt Matthaei. Ein weiterer großer Bereich befindet sich im Falkingsviertel. Hier ist eine Mulde zum Wasserabzug angelegt worden, die nun wildbewachsen ist.
Im Sinne der Tiere und Insekten: Einfach mal den Rasenmäher im Schuppen lassen und es sich auf der Terrasse gemütlich machen. Was halten Sie als Leser von dieser Diskussion? Empfinden Sie wildbewachsene Grünflächen als Zumutung oder befürworten Sie den Naturschutz? Schreiben Sie eine E-Mail mit Ihrer Meinung an: sw.redaktion@schaumburger-wochenblatt.de. Foto: wa