Lemgo (nr). Das Königspaar der Lemgoer Schützengesellschaft von 1575 e.V., Julia Türkmen und Torsten Thomae-Krause, sitzt bei einer Tasse Kaffee und erzählt über Schützenfeste, Freunde, Traditionen, begeisterte Lemgoer und wie es ist, König und Königin zu sein. Sie hatten zwei Jahre lang das Zepter in der Hand, haben repräsentiert, angepackt, wo es nötig war und gefeiert; am kommenden Montag endet ihre Regentschaft – es sei denn, der amtierende Schützenkönig hat beim Königsschießen erneut am besten gezielt.
Zwei Jahre Regentschaft sind eine lange Zeit. Was bedeutet sie Ihnen persönlich und auch arbeitstechnisch?
Julia Türkmen: Da ich in Köln wohne, bin ich nicht ganz so oft involviert wie Torsten und habe auch weniger Probleme, Termine mit meiner Arbeit abzugleichen.
Torsten Thomae-Krause: Bei mir ist es schon manchmal anstrengend. Im Schichtdienst muss ich sehen, dass ich passend frei bekomme. Aber im Großen und Ganzen hat es immer gut geklappt.
Komplizierter wird es innerhalb unserer Gemeinschaft. Von den Festen, die ausgerichtet wurden, musste man einige selber organisieren. Die Schwierigkeit liegt darin, dass man nicht weiß, was erwartet wird. Aber im Prinzip sind wir eigentlich nur die "gute Deko". Das sind rein repräsentative Aufgaben.
Für das Schützenfest haben sich die Verantwortlichen Neues einfallen lassen. Viel Musik mit bekannteren Namen. Ist das eine Annäherung an einen neuen Zeitgeist?
Torsten Thomae-Krause: Grundsätzlich ist es neu. Das normale Programm gibt es überall. Unseres in Lemgo ist jetzt peppiger, hat viele Highlights und lockt einfach viel mehr junge Leute an.
Julia Türkmen: Wir haben viele Mitglieder. So ungefähr 1.300, aber natürlich können es mehr werden. Vor allem der Nachwuchs fehlt.
Hat es eine besondere Bedeutung für die Schützen, in einer so historischen Stadt wie Lemgo die Tradition der Schützengesellschaft aufrecht zu erhalten?
Julia Türkmen: Lemgo als alte Hansestadt hat eine traditionsträchtige Geschichte und die wird hier sehr gepflegt und gelebt. Natürlich gibt es auch in den Großstädten Schützenvereine, aber für mich ist das nicht mit Lemgo zu vergleichen. Das hier ist etwas Besonderes.
Torsten Thomae-Krause: Es ist einfach ganz großartig, wie die Leute hier schmücken. Da sind ganze Girlanden quer über der Straße gespannt.
Ganz besonders im Innenstadtbereich, wo der Marsch verläuft. Das ist einfach toll. So geht das nur in Lemgo.
Julia Türkmen: Wenn es hier richtig losgeht und es nicht gerade Hunde und Katzen regnet, ist alles, was laufen kann auf den Beinen.
Torsten Thomae-Krause: Und am Sonntag kommen dann die Gastvereine dazu und die verschiedenen Spielzüge und es wird richtig bunt.
Gibt es Königsinsignien, die für Sie eine besondere Bedeutung haben?
Torsten Thomae-Krause: Ganz klar die Königskette. Sie wird durch jeden König mit einem eigens gestalteten Orden erweitert. Einige alte Orden mussten schon entnommen werden, immerhin ist die Kette von 1863. Sie tragen zu dürfen macht schon stolz.
Julia Türkmen: Die Kette der Königin ist weit weniger schwer, nicht so alt und wird auch nicht erweitert. Das mindert aber nicht den Stolz, sie zu tragen.
Torsten Thomae-Krause: Unsere Kompanie hat uns noch zwei ganz besondere Geschenke gemacht. Einen Degen für mich und Julia hat eine wunderschöne Brosche bekommen. Darauf sind wir natürlich sehr stolz.
Wie ist es um die Rolle der Frau in der Schützengesellschaft bestellt?
Torsten Thomae-Krause: Die Frauen sind voll integriert. Wir können gar nicht ohne... Einige Traditionen geben nicht das moderne Bild wieder, aber innerhalb der Schützengesellschaft gehören die Frauen einfach dazu. Da haben nur die Traditionen Vorbehalte.
Julia Türkmen: Frauen sind schon vollwertige Mitglieder und haben alle Möglichkeiten, das Einzige, was für Frauen nicht geht, ist das Mitmarschieren.
Es gab vor ein paar Jahren auch eine reine Frauenkompanie, aber viele Mitglieder leben schon nicht mehr hier und so hat sie sich leider aufgelöst. Aber wir sind längst mehr, als nur schmückendes Beiwerk.
Vielen Dank für das Gespräch!