Blomberg (la/lig). Der Heimatverein Blomberg hat sich jetzt in einem offenen Brief an den Bürgermeister der Stadt Blomberg kritisch zu den städtebaulichen Planungen für die Neugestaltung Marktplatz, Pideritplatz, Burggarten und "Schweigegarten" geäußert: Nach der Auffassung des Heimatvereins komme es hier zu drastischen Eingriffen in die historisch aussagekräftigen Strukturen und gestalterische Werte in Blomberg. Die beiden Grabplatten des Freiherrn Christian von Ulmenstein und seiner Frau, die südlich des Turmes an der Stadtmauer aufgestellt sind, würden in der Planung überhaupt nicht berücksichtigt. "Christian Frhr. von Ulmenstein war seit 1805 schaumburg-lippischer Amtmann in Blomberg und begründete die Nelkenzucht auf der Blomberger Niederburg, der die Stadt bis heute den Beinamen Nelkenstadt verdankt. Die Grabplatten lagen ursprünglich auf einem privaten Erbbegräbnis in der Nähe von Gut Blomberg und wurden 1980 an ihrem jetzigen, geschützten Standort im Schweigegarten wieder aufgestellt. Die beiden stadtgeschichtlich bedeutsamen Grabplatten würden bei der geplanten Aufschüttung hinter der Stadtmauer mit ihren unteren Enden zirka 60 bis 80 cm tief im Boden verschwinden", führt Dr. Stiewe weiter aus.
Aus Sicht des Heimatvereins ist die geplante Neugestaltung des Schweigegartens in mehrfacher Hinsicht unangemessen, sie werde dem besonderen Charakter dieser kleinen Grünanlage als einem ruhigen, geschützten Ort, der vor allem der Erholung und historischen Erinnerung dient, nicht gerecht, weil die geometrische, gepflasterte Wegeführung mit dem breiten Mittelweg überdimensioniert wirke und sie zerstöre den ruhigen, von Grünflächen geprägten Charakter des Schweigegartens. "Die ersatzlose Überplanung des Piderit-Gedenksteines mit der zugehörigen jungen Eiche und die Nichtberücksichtigung der beiden Ulmenstein-Grabplatten an der Stadtmauer zeugen von Desinteresse und Ignoranz der Planer diesen stadtgeschichtlich bedeutsamen Denkmälern gegenüber.
Der Schweigegarten sei ein Ort der Ruhe und Besinnung. Die einzigen größeren Veranstaltungen, die hier stattfinden, sind der jährliche Himmelfahrtsgottesdienst und die Blomberger Kunstmauer. Die Kirchengemeinden hätten inzwischen wissen lassen, dass sie für den Gottesdienst keine besondere "Veranstaltungsbühne" benötigen und bei der Kunstmauer dürfte ähnliches der Fall sein, so in der Presseerklärung weiter. Zudem bedeute die geplante großflächige Pflasterung der Wege eine zusätzliche Flächenversiegelung, die ökologisch bedenklich ist und unnötige Kosten verursache. "Eine aufgeschüttete Aussichtsterrasse hinter der Stadtmauer würde die historische Stadtmauer zu einer niedrigen Grundstücksmauer ohne Bedeutung reduzieren, ihr ursprünglicher Charakter als mittelalterliche Verteidigungsanlage wäre nicht mehr erkennbar".
Um den besonderen Charakter des Schweigegartens als ruhige Grünanlage und Erinnerungsort zu bewahren, appelliert der Heimatverein an die Verantwortlichen, auf diese schwerwiegenden Eingriffe zu verzichten. Stattdessen sollten die vorhandenen Wege mit wassergebundener Decke erhalten und behutsam erneuert werden, da aus Sicht des Heimatvereins der rote Belag sehr gut mit dem roten Sandstein der Stadtmauer harmoniere.
"Piderit-Gedenkstein und Grabplatten als prägende historische Elemente im Schweigegarten sind an ihren jetzigen Standorten zu erhalten und zu respektieren. Eine Versetzung des Piderit-Steines in eine Ecke des Gartens (wie zunächst vorgesehen) wird der Bedeutung dieses Denkmals nicht gerecht, das ursprünglich in der Mitte des Pideritplatzes stand und dem dieser seinen Namen verdankt", fordert der Heimatverein.
Um die Attraktivität des Schweigegartens für Besucher und im Rahmen von Stadtführungen zu steigern, könnte die ursprünglich vorgesehene Aussichtsplattform aus Metall mit einer Wendeltreppe innerhalb des halbrunden Stadtmauerturmes, die aus der aktuellen Planung verschwunden ist, wieder aufgegriffen werden.
Aus den gleichen Gründen wie bei den Denkmälern im Schweigegarten lehnt der Heimatverein auch die geplante Veränderung des Alheyd-Brunnens auf dem Marktplatz ab. "Die vorhandene sechseckige Einfassung des Brunnens erinnert an historische Brunnenanlagen und ist Teil des ursprünglichen künstlerischen Konzeptes. Der geplante Ersatz durch ein flaches "Wasserband" wirkt dagegen modisch und beliebig. Die angebliche Gefährdung von Kindern durch den jetzigen Brunnen erscheint vorgeschoben, das geplante flache Brunnenbecken mit umgebenden Stufen wäre dagegen eine Stolperfalle für Fußgänger und Gehbehinderte", wird weiter kritisiert. Daher plädiert der Heimatverein auch hier nachdrücklich für eine Erhaltung des Alheyd-Brunnens in seiner jetzigen Gestaltung.