1. Auf der Märchenstraße bis zu Wilhelm Busch

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    WIEDENSAHL (em). Wiedensahl ist als erste Kommune in Schaumburg Mitglied in der Deutschen Märchenstraße e. V. (DMS). Diese Nachricht erhielt jetzt Bürgermeisterin Anneliese Albrecht per E-Mail von Benjamin Schäfer, dem Geschäftsführer dieser inzwischen wohl populärsten von mehr als 150 touristischen Themenrouten in Deutschland.

    Der Vorstand des Vereins habe dem Antrag auf Mitgliedschaft aus dem Wilhelm-Busch-Geburtsort zugestimmt. Der Beginn der Zugehörigkeit zu dieser Route, die sich von Hann.-Münden bis Bremerhaven über weite Strecken entlang der Weser durch Deutschlands Norden schlängelt, wird dabei auf den 1. Juli 2014 datiert.

    Für die Verantwortlichen in Wiedensahl wird es nun darum gehen, sich im Jahr vor dem 150. Geburtstag von "Max und Moritz" im Netzwerk Märchenstraße optimal zu präsentieren. Die DMS genießt weit über Deutschland hinaus in ganz Europa und vor allem in Amerika und Asien ein "sehr positives Image". Gleiches kann man gleichermaßen für Wilhelm Busch und vor allem seine Bildergeschichten konstatieren.

    Die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Märchenstraße wurde 1975 gegründet und geht auf eine Initiative des späteren hessischen Staatsministers Herbert Günther zurück. Keimzelle und Ideengeber war das Brüderpaar Jacob und Wilhelm Grimm, die deutschen Märchensammler schlechthin, deren Lebensstationen die erste Route in Hessen ansteuerte. Doch da sich Märchen und Sagen nicht immer so leicht lokalisieren lassen wie die "Bremer Stadtmusikanten" war die Märchenstraße bald nach Norden hin auf fast 600 Kilometer Gesamtlänge erweitert. Und so, wie es einen Abzweig zu "Hase und Igel" in Buxtehude gibt, wird man künftig auf dem Weg von Hessisch Oldendorf oder Bad Oeynhausen nach Nienburg den Kurs über Wiedensahl wählen können.

    "Max und Moritz" sind allerdings bereits durch Ebergötzen im Harzvorland auf der Märchenroute verortet. Dort hatte Wilhelm Busch bei einem Onkel seine frühen Teenager-Jahre erlebt und mit seinem dort gefundenen lebenslangen Freund Erich Bachmann wohl einige der Streiche selbst ausgeheckt, die später Inspiration für den weltweiten Millionenseller waren. Wiedensahl wird sich also wohl durch den Maler und Zeichner, Dichter und Denker selbst präsentieren.

    Bürgermeisterin Albrecht dankte für die schnelle Entscheidung in Kassel, wo die Geschäftsstelle der DMS ihren Sitz hat, und hofft, die weltweiten Marketingaktivitäten der Märchenstraße schon mit Blick auf das Max-und-Moritz-Jubiläum im kommenden Jahr spürbar nutzen zu können. Zugleich wertete sie die örtlichen Vorarbeiten zur Mitgliedschaft als ersten wichtigen Erfolg der jungen Initiative Zukunftswind für Wiedensahl um Hannah Klose und Julia Baade. Auf deren Vermittlung hatte Schäfer die Märchenstraße erst Ende Mai in Wiedensahl vorgestellt und anschließend der Gemeinderat den Aufnahmeantrag beschlossen.

    "Die Mitgliedschaft in der Deutschen Märchenstraße wird neue internationale Vermarktungspotenziale für Wiedensahl und das Schaumburger Land erschließen", ist sich Olaf Boegner, der Leiter des kreisweiten Tourismusmarketings mit Sitz in Bückeburg sicher.

    Gudrun-Sophie Frommhage-Davar, die Leiterin des Busch-Geburtshauses, freut sich derweil auf künftige Gäste, denen sie dann auch vermitteln wird, das der "Hausherr" vor allem in seiner ersten großen Lebenskrise nach dem selbst empfundenen Scheitern an der Kunstakademie in Antwerpen in und um Wiedensahl und auch in Südniedersachsen Märchen und Sagen gesammelt und aufgeschrieben hat. Sein Märchenbuch sollte "Ut oler Welt" heißen, und auch den Titelentwurf hatte Buch bereits fertig, ehe es zu einem der nicht wenigen aufgegebenen Projekte seines Lebens wurde.

    Doch anders als bei vielen Gemälden und Zeichnungen, fand man im Nachlass das druckfertige Manuskript, das dann der Neffe Otto Nöldeke 1910 erstmals herausgegeben hat. Zwei Jahre nach dem Tod Wilhelm Buschs, der von sich selbst bekannte, "bei Tage ein Freigeist, bei Nacht ein Geisterseher" zu sein. Foto: privat

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