Detmold (ab). Das Gebäude der Volkshochschule in Detmold wird derzeit umfassend saniert. Das Pilotprojekt soll zeigen, dass Klima- und Denkmalschutz sich gut verbinden lassen.
Ziel ist, die Energiekosten merklich zu senken – bis zu 40 Prozent, hofft Thomas Lammering, Technischer Beigeordneter der Stadt. Einsparpotenzial ist durchaus vorhanden: Allein 205.000 Kilowattstunden verbaucht die VHS alljährlich an Wärme, das kostet rund 12.890 Euro. Mit der verheizten Ölmenge könne man rund 290.000 Kilometer weit fahren (siebenmal um die Erde). Um das zu erreichen musste viel geplant und gerechnet werden. Im Zuge der Vorbereitung entstand das Handbuch "Denkmal in die Zukunft", in dem Sanierungskonzepte typischer Detmolder Häuser zu finden sind. Auch wissenschaftlichen Rat holte man sich. Unter der Leitung von Susanne Schwickert, Professorin für Bauphysik und Technischen Ausbau an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Detmold, fand im Mai 2013 ein Luftdichtigkeitstest ("Blower-Door-Test") statt. Dieser zeigte, wie undicht das Gebäude aus dem 16. Jahrhundert ist. Nimmt man die zahlreichen Risse und Fugen zusammen, ergäbe sich eine Lücke von eineinhalb Quadratmetern, erklärt Schwickert. Bei heutigen Neubauten sei die Gesamtlücke etwa so groß wie ein DIN-A4-Papier. Die Expertin hat außerdem die einzelnen Bauteile thermisch-hydrisch untersucht, also geschaut, ob irgendwo Feuchtigkeit eingelagert ist und berechnet wieviel Innendämmung aufgebracht werden soll. Damit werde übrigens nicht nur der Energieverbrauch gesenkt, auch das Wohlbefinden in den Räumen werde merklich gesteigert.
Man habe verschiedene Varianten durchgespielt und sich schließlich für einen Mix aus Außen- und Innendämmung entschieden, erklärt Architektin Cornelia Lange. Die Fassade zur Straße hin werde von innen mit Lehm gedämmt, das Obergeschoss hingegen von außen mit einer Metallfassade. Auch die im 19. Jahrhundert aufgestülpte Dachkonstruktion wird neu eingedeckt und von außen gedämmt. Die alte Ölheizung wird abgebaut und die VHS ans Fernwärmenetz angeschlossen. Anfang September soll die Baumaßnahme fertig sein. Der Umbau erfolgt im laufenden Betrieb, das Anmeldebüro der VHS ist weiterhin zugänglich.
Die Sanierung des Baudenkmals ist eine Art Prototyp oder Pionierarbeit, denn ein vergleichbares Projekt gebe es bisher noch nicht, meint Thomas Lammering. Daher sei auch die Förderung durch das Bundesumweltministerium so hoch. Dieses stelle 15 bis 20 Kommunen insgesamt 6,5 Millionen Euro für derartige Projekte zur Verfügung. Fast ein Zehntel davon, 568.000 Euro, fließen nach Detmold.
"Viele sagen, im Denkmalschutz könne man energetisch nichts machen. Wir zeigen, dass es eben doch geht", betont Denkmalpflegerin Catrin Will, die hofft, dass sich weitere Denkmalbesitzer zur energetischen Sanierung ihrer Gebäude entscheiden. Daher wolle man "diese Pionierarbeit auch zeigen", sagt Sabine Gabriel-Stahl, städtische Klimaschutzmanagerin. Die kostenlosen Baustellenführungen finden donnerstags von 16.15 bis 17.15 Uhr statt. Die Termine: 14., 21. und 28. August, 4. und 11. September und zum "Tag des offenen Denkmals am Samstag, 13. September von 13 bis 15 Uhr. Treffpunkt ist der Haupteingang der VHS, Krumme Straße 20.
Daneben gibt es ab Herbst ein begleitendes Vortragsprogramm zur energetischen Denkmalsanierung mit diesen Themen: Energieffizienz, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit (23. Oktober), Möglichkeiten der Eigenleistung (12. November), Heizungsanlage optimal betreiben (2. Dezember), Finanzierungsmöglichkeiten (4. Februar 2015), Innendämmung (24. Februar), Wege zur Energieeffizienz (24. März) und Holzschädlinge (15. April).
Nach der Sanierung findet ein weiterer Blower-Door-Test am 9. Mai statt. Zudem sollen die Ergebnisse der Sanierung im Internet veröffentlicht werden.