Kreis Lippe. Die Offene Ganztagsschule war kürzlich zentrales Thema eines Fachgesprächs, zu dem die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtsverbände die lippischen Landtagsabgeordneten eingeladen hatte. Erfolgsmodell oder doch eher Sorgenkind – mit dieser Frage beschäftigten sich die Gesprächsteilnehmer ein. Die Wohlfahrtsverbände beurteilen die Situation vieler OGS-Einrichtungen als angespannt. Sie sehen höhere Förderbeiträge des Landes als dringend erforderlich, um die bisher erfolgreiche Arbeit nicht zu gefährden. Deshalb forderten die Verbände vom Land eine gesetzliche Festschreibung von Standards für zum Beispiel Gruppengröße, Räume und Personal.
Die Lippischen Landtagsabgeordneten fast aller Fraktionen nahmen die Einladung der Freien Wohlfahrtsverbände an und informierten sich in einem zweistündigen konstruktiven Gespräch über die Situation der Offenen Ganztagsschule. Dabei wurde deutlich, dass in fast allen Kommunen ein Bedarf an zusätzlichen Plätzen vorhanden ist. Gab es 2005 an 45 Prozent aller Grundschulen das Angebot der Offenen Ganztagsschule, so waren es im Dezember 2013 bereits fast 90 Prozent. Mittlerweile nimmt ein Drittel der Schüler dieses Betreuungsangebot wahr; Tendenz weiterhin steigend trotz sinkender Schülerzahlen.
"Das zeigt, das OGS ist ein Erfolgsmodell ist. Gleichzeitig führt die schnelle Entwicklung aber zu Problemen mit den Räumlichkeiten und zunehmenden personellen Engpässen", so eine Verbandssprecherin. Die OGS wachset weiter, während die Landesförderung stagniert. Dadurch sei eine Qualitätsminderung in den Einrichtungen vorprogrammiert. Ziel ist jedoch eine vergleichbare Qualität in allen Offenen Ganztagsschulen zu erreichen, wie vom Land gefordert.
In der Praxis führen die fehlenden Standards und geringen Mittel des Landes dazu, dass die Ausstattung der OGS allein von der zusätzlichen Förderung durch die Kommunen abhängig ist. Im Kreis Lippe beträgt der Unterschied in der Förderung pro Kind und Schuljahr bis zu 500,- Euro.
Diskutiert wurde auch über das Thema "Inklusion". Die Verbände fordern eine Feststellung des zusätzlichen finanziellen Aufwands der Inklusion im Offenen Ganztag und Unterstützungsmaßnahmen zu deren Umsetzung. Auch der Wunsch nach einem kostenfreien Mittagessen für alle Kinder, ohne bürokratische Hürden, wurde diskutiert. Die Abgeordneten signalisierten ihre Bereitschaft, die Forderungen der Freien Wohlfahrtsverbände in ihre Gremien einzubringen und an Lösungen zu arbeiten. Das Land müsse zur Umsetzung des wichtigen pädagogischen Auftrages unterstützend tätig sein, so die Politiker.