1. Er läuft und läuft und läuft...

    Ludwig Pott über die Faszination von Stationärmotoren

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    Horn-Bad Meinberg/Kempen (lp). Auf einer Reise in Transilvanien hat Dennis Kroll ihn entdeckt: Einen Leuchtgasmotor von Deutz, der älteste Standmotor (Baujahr 1898) und, soweit bekannt, einzige erhaltene Gasmotor. "Ein halbes Jahr hat die Restaurierung gedauert, aber jetzt läuft er wieder rund", erzählte Kroll stolz mit einem Strahlen in den Augen. "Manche Einzelteile musste ich extra nachbauen, aber der ganze Aufwand hat sich gelohnt." Am vergangene Wochenende wurde der Motor in Kempen ausgestellt.

    Dort fand im Traktorenmuseum Glitz nicht nur die Vollversammlung der "Interessengemeinschaft Historische Motoren" (IG-HM) statt, sondern parallel auch ein internationales Stationärmotorentreffen. Gezeigt wurden außergewöhnliche Exponate wie der Sternmotor aus einem Flugzeug – unter normalen Umständen für einen Sammler kaum zu beschaffen –, oder ein Blockheizkraftwerk, das, so berichtete Johannes Glitz, die Energie für das Museum und den anliegenden Campingplatz sowie einen nicht unerheblichen Teil der Heizwärme für das Wohnhaus des Museumsinhabers produziert.

    Die Restaurierung und Aufbereitung historischer Motoren ist auch für Glitz Hobby und Aufgabe zugleich: "Das ist wie ein Virus. Wenn man sich den einmal eingefangen hat, ist das unheilbar. Es ist aber auch wichtig, dass diese historischen Motoren erhalten werden." Lippe Aktuell konnte mit Ludwig Pott, Gründungsmitglied und 1. Vorsitzenden der IG-HM, über die Faszination Stationärmotor sprechen.

    LA: Herr Pott, was fasziniert Sie an Stationärmotoren, die laut Stefan Zima doch eher "unspektakulär" erscheinen?

    Pott: Sie unterscheiden sich von Fahrzeugmotoren dadurch, dass sie keinen eigenen Fahrantrieb haben, also "stationär" an dem Ort bleiben, an dem man sie hinstellt. Außerdem sind sie aber, auch durch die sehr einfache Bauweise, nicht sehr wartungsintensiv. Sie sind zwar einfacher als heutige Motoren, dafür aber auch um einiges robuster. Es gibt hier Motoren, die sind 100 Jahre und älter und laufen immer noch rund.

    LA: Wie kamen Sie dazu, selbst historische Motoren zu sammeln?

    Pott: Mit 14 Jahren kam ich in die Lehre bei einer Firma, die noch eine echte Dampfmaschine vor Ort hatte. Dadurch kam die erste Begeisterung für historische Maschinen auf. Als ich dann Jahre später das erste Mal einen Stationärmotor sah, stand für mich der Entschluss fest, diese Maschinen zu sammeln und wieder funktionstüchtig zu machen. Seit 25 Jahren mache ich das jetzt schon. Und es macht viel Spaß, wenn man so einen Motor, der vielleicht seit Jahrzehnten nicht mehr in Betrieb war, wieder zum Laufen bringt. Das ist, als würde man einen Toten wieder zum Leben erwecken.

    LA: Wie gehen Sie bei der Restaurierung vor? Wie kommt man an die Einzelteile?

    Pott: Die Ersatzteile müssen mühsam auf Schrottplätzen gesucht und zusammengetragen werden. Durch die Gründung der IG-HM ist es ein wenig einfacher geworden, die Mitglieder können sich untereinander in Verbindung setzen und Ersatzteile kaufen oder verkaufen. Man arbeitet immer mit dem Ziel, den ursprünglichen Originalzustand zu erreichen. Bei einem Motor von Deutz soll natürlich auch ein Einzelteil von Deutz eingebaut werden. Manchmal ist es aber so, dass einzelne Teile einfach nicht mehr verfügbar sind, dann müssen sie nach historischer Vorlage und originalgetreu nachgebaut werden.

    LA: Warum ist es wichtig, die Stationärmotoren zu erhalten?

    Pott: Weil sie ein historisches und technisches Kulturgut sind. Stationärmotoren bilden das Glied zwischen Dampfmaschinen und den späteren Benzin- und Dieselmotoren. Die ersten Maschinen wurden 1880 entwickelt und waren noch sehr kompliziert, später wurden sie aber vereinfacht und damit auch erschwinglich für den kleinen Mann. Zudem waren sie kompakter als Dampfmaschinen, gleichzeitig robust und zuverlässig und überall dort einsetzbar, wo aus verschiedenen Gründen noch keine Elektrizität vorhanden war. Stationärmotoren haben dadurch maßgeblich zum Fortschritt in der Industrialisierung beigetragen. Deshalb ist es wichtig, diese Maschinen wiederherzustellen und für die Nachwelt zu erhalten.

    LA: Vielen Dank für das Gespräch.

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