1. Ein stiller Held

    Lesergedanken zum Tod von R. Ließmann

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    Robert Ließmann ist tot. Vier Worte, schnell dahingesagt und doch so schwerwiegend in ihrer Bedeutung – für alle Menschen, die ihn gekannt und geschätzt haben. Aber in erster Line für die Tiere, deren Wohl sein Lebenswerk war. Robert war der "Ein-Mann-Betrieb" der Tierhilfe Lippe (Mobile Tierrettung):. 26 Jahre lang, 24 Stunden rund um die Uhr.

    Keine Wortschöpfung, sondern Programm und Passion. Nie war ihm ein Weg zu weit für ein Tier, nie eine Anfrage zu unwichtig, nie ein Hilferuf zu abwegig. Wo auch immer er mit seinem VW Bulli auftauchte - die Menschen drehten sich danach um.

    Ein sitzender, lachender Esel, ein Hund, eine Katze - bunt und lustig zieren diese Tiere den wohl einmalig lackierten Wagen der Tierhilfe Lippe. Bunt und lustig ging es jedoch in den meisten Fällen für die Tiere nicht zu, wenn die "mobile Tierrettung" in Personalunion anrückte. Die Schicksale unzählig vieler Tiere sind mit seinem Engagement verbunden.

    Robert Ließmann war ein stiller Held. Einer, der sich nie auf die Bühne gestellt hat, dem das Helfen eine Selbstverständlichkeit und Lebensinhalt war. Einer, der den "Feierabendtierschutz", das "Hobby" Tierschutz, angeprangert hat, weil Tiere - Leben - zu schützen und vor Leid zu bewahren - , so viel mehr bedeutet.

    Weil es eine gelebte Ethik sein muss. die sich unabhängig macht von zwischenmenschlichen Animositäten und Eitelkeiten. Weil man sich frei machen muss von der kritischen Meinung der Andersdenkenden und Besserwisser, unabhängig von Hierarchieen und Werteskalen, wenn man authentisch bleiben will. All dies hat Robert Ließmann erfüllt.

    Wir verlieren mit Robert Ließmann einen - bei allem Mitleiden für die Tiere - auch praktisch denkenden Menschen, der gekonnt den Balanceakt zwischen der Emotionalität und der in vielen Fällen erforderlichen Rationalität einhalten konnte, wenn es darum ging, Mitmenschen von ihrer Mithilfe zu überzeugen.

    Mit seiner beeindruckenden Körpergröße wirkte er eher wie ein Baum – ein Mensch, den nichts umhauen konnte. Geschont hat er sich nie – ehrlicher Tierschutz lässt keine Pause zu – und schon dafür verdient er jeglichen Respekt. Nie hat er sich beklagt, nie eigenes Leid über das Leid der Tiere gestellt. Immer ging es um das Helfen, sich mit aller Macht gegen die Ungerechtigkeiten stemmen, denen die hilflosen Geschöpfe ausgeliefert sind. An die mitleidlose Gleichgültigkeit vieler Mitmenschen hat er sich nie gewöhnt.

    Der Tod zerstört das, auf was wir vertrauen - daß die uns nahestehenden Menschen uns weiter begleiten werden - dass das Gefüge, auf das wir uns stützen, ewig erhalten bleibt. Man vergisst oft, zu Lebzeiten zu sagen, was man an einem Menschen bewundert.

    Als Wegbegleiter über viele Jahre, als Gleichgesinnte im Herzen, wünschen wir uns, dass Roberts Lebenswerk seine Fortsetzung finden wird, auch wenn es die "mobile Tierrettung" ohne Robert so nicht mehr geben wird, nicht mehr geben kann.

    Wir werden in Robert Ließmanns Sinne weiterkämpfen.

    Kerstin & Anke Säurig,

    Bielefeld

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